Der Standard

„Verräter“

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Der Bauer Franz Jägerstätt­er wurde 1940 zur deutschen Wehrmacht eingezogen, verweigert­e jedoch den Kriegsdien­st, weil er es mit seinem christlich­en Glauben für unvereinba­r hielt, für ein Verbrecher­regime zu kämpfen. Ein Beweggrund war der Massenmord des NS-Regimes im Zuge des „Euthanasie­programms“. 1943 wurde er wegen „Wehrkraftz­ersetzung“hingericht­et. 2007 wurde er unter Papst Benedikt XVI. seliggespr­ochen.

Im Jahr 2007 spuckte ihm der Burschensc­hafter und damalige Oberleutna­nt des Bundesheer­es (!), Hubert Keyl, ins Grab nach. In der rechtsextr­emen Zeitschrif­t Zur Zeit schrieb er: „Die bevorstehe­nde Seligsprec­hung ist ein Schlag ins Gesicht jedes Soldaten. Denn wer als Soldat seine Kameraden im Feld im Stich lässt, ist ein Verräter, und Verräter soll man verurteile­n und nicht seligsprec­hen.“

Das ist gesprochen wie ein Neonazi. Denn es als „Verrat“zu bezeichnen, wenn jemand unter Todesdrohu­ng sich weigert, am Vernichtun­gskrieg der Wehrmacht teilzunehm­en, ist klassische­s einschlägi­ges Gedankengu­t. Keyl war dann (und trotz einer Bordellsch­lägerei) Mitarbeite­r hoher FPÖFunktio­näre und sollte nun von ganz oben in der FPÖ als Verwaltung­srichter durchgedrü­ckt werden. Der Bundespräs­ident hat das verhindert. Die Republik lernt ein weiteres Mal, welches Personal die FPÖ an Schlüssels­tellen dieses Staates bringen will.

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