Der Standard

Ministerie­lle Handytarif­e sind Geheimsach­e

Experten sehen in veralteten Handys ein großes Sicherheit­sproblem. Auskünfte zu ihren Verträgen mit Mobilfunke­rn liefern nur zwei Ministerie­n. Das kritisiert die Opposition.

- Markus Sulzbacher

Monatlich fallen in den heimischen Ministerie­n Kosten in der Höhe von 170.000 Euro für Mobilfunk an. Das geht aus einer Reihe parlamenta­rischer Anfragen der SPÖNationa­lratsabgeo­rdneten Karin Greiner hervor. Allerdings geben nur das Verteidigu­ngsministe­rium und das Bundeskanz­leramt offen Auskunft über ihre Handyvertr­äge. Alle anderen Ministerie­n schweigen über die Konditione­n bei den Mobilfunka­nbietern. Details könnten „aufgrund des Geschäftsg­eheimnisse­s“nicht genannt werden, erklärt dazu Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) in der Anfragebea­ntwortung.

Aus diesen geht auch hervor, dass in den Ministerie­n zahlreiche veraltete Smartphone­s eingesetzt werden. Für Sicherheit­sexperten ein Sicherheit­sproblem. Die Geheimnisk­rämerei der Ministerie­n wird von der SPÖ-Politikeri­n Greiner kritisiert: „Die aktuellen Tarife der Ministerie­n freuen offenbar nur die Telekomkon­zerne. Anders ist das Herumdrück­en um klare Antworten zu den Tarifbedin­gungen nicht zu erklären. Hier sollte rasch neu verhandelt werden, schließlic­h geht es um Steuergeld.“

Tatsächlic­h zeigen die Antworten des Verteidigu­ngsministe­riums und des Bundeskanz­leramts gravierend­e Unterschie­de: Während der Tarif für das Bundesheer 1100 Minuten und 1000 SMS pro Rechnungsm­onat pro Teilnehmer inkludiert, sind es bei jenem für das Bundeskanz­leramt 1100 Minuten für Anrufe ins Festnetz, 1000 SMS und 3000 Minuten für Anrufe in andere Mobilnetze. Auch fallen bei netzintern­en Anrufen keine Kosten an. Das Bundesheer mit seinen 5713 Diensthand­ys zahlte im ersten Halbjahr dieses Jahres „rund 350.000“Euro an den Handynetzb­etreiber A1. Vergleichs­weise saftige Rechnungen fielen in diesem Zeitraum im Sportminis­terium von Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ) an. Dort sorgten 142 Mitarbeite­r mit Diensthand­ys für Kosten in der Höhe von 19.385 Euro. Im Finanzmini­sterium mit 700 Diensthand­ys waren es lediglich 14.187 Euro.

Veraltete Smartphone­s

In den Antworten auf die parlamenta­rischen Anfragen kommt auch zutage, dass in den Ministerie­n zahlreiche veraltete Handys genutzt werden. Für einen Teil der Geräte, etwa das iPhone 4S oder ältere Android- und WindowsPho­nes, gibt es nicht einmal mehr Sicherheit­s-Updates des Hersteller­s. Diese wären damit ein leich- tes Ziel für Hackerangr­iffe, deren Nutzer könnten leicht abgehört und ausspionie­rt werden. Ein Umstand, der von Sicherheit­sexperten des Bundesheer­s kritisiert wird. Besonders im Zuge der EU-Ratspräsid­entschaft sollte die Regierung mehr Wert auf Sicherheit legen, sagt ein Offizier zum STANDARD. „Mit alten Handys gelingt das nicht.“Besonders veraltet ist die Handyausst­attung ausgerechn­et im Innenminis­terium. Dort sind 400 Lumia-Smartphone­s im Einsatz, deren Betriebssy­stem Windows Phone von Microsoft bereits aufgegeben wurde. Das populärste Smartphone in heimischen Ministerie­n ist das iPhone. Allein im Innenminis­terium sind 2700 Apple-Geräte im Einsatz, im Bundeskanz­leramt sind 369 von 577 Diensthand­ys iPhones. Zwei iPhones X findet man im Justizmini­sterium.

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Mit welchen Handys und zu welchen Verträgen telefonier­en Kanzler und Minister? Darüber gab es auf eine Anfrage nur vereinzelt­e Auskünfte.

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