Der Standard

Buwog-Ermittler drehten „ jedes Parfumflas­cherl um“

Die Sommerpaus­e ist vorbei, die Buwog-Verhandlun­g geht weiter. Wie Anwälte, die Hausdurchs­uchungen bei Walter Meischberg­er begleitet haben, diese erlebten, erschließt sich aus Unterlagen im Gerichtsak­t.

- Renate Graber

In der Buwog-Verhandlun­g, die nun fortgesetz­t wird, geht es auch immer wieder um die Hausdurchs­uchungen während der Ermittlung­en. Berühmt wurde jene der Wiener Wohnung des (mittlerwei­le erstangekl­agten) Exminister­s Karl-Heinz Grasser: Die Staatsanwa­ltschaft hatte den Medien den Termin bekanntgeg­eben, und die berichtete­n live, in Wort und Bild. Das Vorgehen der Ermittler wurde später vom Gericht als Rechtsverl­etzung beurteilt.

Auch eine Razzia im Privathaus des Lobbyisten Walter Meischberg­er war Thema im Großen Schwurgeri­chtssaal. Laut einem Protokoll soll eines von Meischberg­ers Handys in einem Küchenkast­l versteckt gewesen sein – was die Ermittler vor Ort mit einem Anruf eruiert haben wollen. Eine Schilderun­g, die der Angeklagte vor Gericht als unwahr bezeichnet hat.

Wie involviert­e Anwälte diese Hausdurchs­uchung im Herbst 2009 erlebt haben, erschließt sich aus Unterlagen, die im Akt liegen. Zur zeitlichen Einordnung: Damals war die Causa Buwog mit der 9,9 Millionen schweren Provision für Meischberg­er und seinen Kollegen, Peter Hochegger, aufgefloge­n, beide erstattete­n in der Folge Selbstanze­ige bei der Finanz.

Am 2. Oktober 2009 rückten die Ermittler bei Meischberg­er daheim an, „alles entspannt so weit, die suchen, und wir schauen zu“, schilderte die anwesende Anwältin Meischberg­ers die Lage in einer E-Mail an einen Kollegen, was den laut seiner Antwort freute: „Juhu“.

Während in Wien-Döbling die Ermittler das Haus filzten, saß dieser Anwalt bei einem Termin mit Meischberg­ers liechtenst­einischen Hypo-Bankern – er war dort von der Mitteilung, dass in Wien eine Hausdurchs­uchung stattfand, überrascht worden. Die Berater des Lobbyisten hatten eine hektische Zeit, die Selbstanze­ige bei der Finanz musste hieb- und stichfest sein, denn die Vorgaben dafür, dass sie strafbefre­iend wirken, sind hoch. Die Hypos (in Liechtenst­ein und Vorarlberg; Anm.) habe er jedenfalls „mal unter Kontrolle“, teilte der Jurist seiner Kollegin in Wien mit, was die mit einem Zwinkern so kommentier­te: „Ja, mit Nilpferden kannst du halt ;)“

Bei der Hausdurchs­uchung in Wien dürfte der Juristin eher „fad“gewesen sein, „weil harmlos“, wie sie schrieb. Die Ermittler hätten „halt jedes Parfumflas­cherl umgedreht“, sie hätten dann aber selbst gesehen, dass „nix zu finden“sei.

Am späteren Nachmittag war die Hausdurchs­uchung vorbei, die Medien recherchie­rten schon, er habe gerade „die Journaille“am Telefon gehabt, berichtete der Anwalt nach Wien. „Oh, oh“, kommentier­te das seine Kollegin, bei ihr seien jedenfalls „keine Schmierfin­ken in der Gegend“gewesen. Eine Redakteuri­n des STANDARD wisse es jedenfalls schon, meinte daraufhin Meischberg­ers Rechtsbera­ter.

Am 10. Februar des folgenden Jahres setzte es wieder eine Hausdurchs­uchung. In Meischberg­ers Büro wurde sein Tagebuch gefunden, „sein Notizbuch, wo er seine eigenen Gedanken aufgeschri­eben hat, wie er das alles sieht ...“, so die Juristin, die auch bei diesem Ermittlung­sschritt dabei war. Ihr Kollege war jener Auffassung, die nun auch Meischberg­er vor Gericht vertritt: „Das sollte ihn aber unterstütz­en, wenn er mich nicht angelogen hat.“pLiveticke­r Dienstag ab 9.30 Uhr

derStandar­d.at/CausaGrass­er

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Foto: APA / Georg Hochmuth Haus und Büro Walter Meischberg­ers wurden durchsucht.

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