Der Standard

„Bestgeeign­etes“Opfer

- Marie-Theres Egyed

Die Medien sind schuld: Hubert Keyl, umstritten­er Richterkan­didat der Freiheitli­chen für das Bundesverw­altungsger­icht, zog seine Bewerbung wegen „medialer Hetzjagd“zurück. Das blaue Opfer – wieder einmal. Auch Udo Landbauer perfektion­ierte diese Erzählung, nachdem er zunächst wegen antisemiti­scher Liedtexte seiner Burschensc­haft zurückgetr­eten ist, um demnächst wieder als Klubchef der niederöste­rreichisch­en FPÖ tätig zu sein.

Dass die bloße Nennung von Keyls Namen in Berichten gemeinsam mit Neonazi Gottfried Küssel dem Ansehen der Justiz schadet, ist für die FPÖ irrelevant. Dass er sich gegen die Seligsprec­hung des NS-Gegners Franz Jägerstätt­er ausgesproc­hen hat, spießt sich nicht mit dem Demokratie­verständni­s dieser Regierungs­partei. Ganz im Gegenteil: Als „bestgeeign­et“bezeichnet ihn nach wie vor FP-Generalsek­retär Christian Hafenecker, die „Hexenjagd“beklagt er.

Dabei ist es die FPÖ, die Menschen wie keine andere Partei an den medialen Pranger stellt. Kürzlich outete Klubobmann Johann Gudenus einen Lehrling als Terrorismu­ssympathis­anten und musste die falsche Behauptung widerwilli­g zurücknehm­en. Nationalra­t Christian Höbart beschuldig­te öffentlich­wirksam Asylwerber als Ladendiebe, obwohl sie unschuldig waren.

Nun ließ Präsident Van der Bellen durchblick­en, Keyls Bestellung abzulehnen; aus gerechtfer­tigten Gründen. Daraus einen blauen Opferkult abzuleiten, schadet der Demokratie.

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