Die enttäuschten Helfer
Aktuelle Asyl-Medienberichterstattung laut Sora-Umfrage größte Sorge der Unterstützer
Eine aktuelle Umfrage unter Flüchtlingshelfern dokumentiert die „enttäuschte Erwartung“angesichts der Asylpolitik.
Wien – Aus den öffentlichen Wortmeldungen der regierenden Bundespolitiker sind sie verschwunden. In deren politischen Vorschlägen und Maßnahmen kommen sie, wenn überhaupt, nur als Hemmnisse für eine kompromisslose Ausländerpolitik vor. Die Rede ist von den ehrenamtlichen Flüchtlingshelferinnen und -helfern in Österreich, die zum Beispiel als Paten unbegleiteter Minderjähriger oder Unterstützer anerkannter Flüchtlinge auf den Plan treten.
Ihre aktuelle Zahl schätzt Peter Wesely, Pressesprecher der vom früheren Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, Christian Konrad, gegründeten Initiative Menschen.Würde.Österreich, bundesweit als „sechsstellig, und zwar im oberen Bereich“. Die meisten von ihnen hätten sich „erstmals während der großen Fluchtbewegung 2015/16 engagiert“, sagte er bei der Vorstellung der Ergebnisse einer aktuellen Umfrage unter 630 Personen. Thema: die Sicht privater und beruflicher Helfer auf die Integration geflüchteter Menschen.
Menschen aus allen Schichten
Laut Wesely handelt es sich bei den privaten Unterstützern um Menschen aus allen Schichten und Berufen, „vom Rotarier über den mittleren Angestellten bis zum Mindestpensionisten“. Ihre Stimmungslage entspreche einer „enttäuschten Erwartung“, sagte Günther Ogris vom Sozialforschungsinstitut Sora, welches die Onlinebefragung im Auftrag von Menschen.Würde.Österreich im Mai und Juni durchgeführt hat.
2015 seien die freiwilligen Helfer den Aufrufen gefolgt, die ankommenden Asylsuchenden zu unterstützen. Nun müssten sie feststellen, „dass ihr mitmenschli- ches Engagement infrage gestellt wird“. Dennoch engagierten sie sich weiter: eine Diskrepanz, die sich in den Umfrageergebnissen widerspiegelt.
So äußern in Bezug auf die Flüchtlingshilfe in der eigenen Gemeinde 26 Prozent der Befragten „Stolz“, 39 Prozent zeigen sich „zuversichtlich“. „Sorge“und „Ärger“dokumentieren hier 22 beziehungsweise acht Prozent.
Völlig gegensätzlich ist die Sicht auf die vom Bund betriebene Flüchtlingshilfe: „Stolz“auf sie sind hier nur sieben, „zuversichtlich“19 Prozent, während 53 Prozent „Sorge“und 18 Prozent „Ärger“empfinden.
Die „größten Schwierigkeiten bzw. Sorgen“im Umgang mit Flüchtlingen sind laut den Ehrenamtlichen atmosphärischer Natur: die „anhaltende Berichterstattung in den Medien“(57 Prozent) und die „Stimmungslage in der Bevölkerung“(49 Prozent). Ein mit Betreuungsmaßnahmen in Zusammenhang stehendes Problem, die „fehlende psychologische Unterstützung“, rangiert mit 45 Prozent erst auf Platz drei.
Auch werden die Leistungen der Bundesländer in der Flüchtlingshilfe sehr unterschiedlich gesehen. Auf einer Skala von eins bis fünf benoteten die Befragten etwa die Lage in Wien zu 59 Prozent mit einem Einser, Zweier oder Dreier, 39 Prozent mit einen Vierer oder Fünfer. In Niederösterreich, wo der FPÖ-Mann Gottfried Waldhäusl die Asylagenden innehat, vergaben nur 36 Prozent die Noten eins, zwei oder drei – 62 Prozent die Noten vier oder fünf. Je zwei Prozent antworteten nicht.