Der Standard

Gemischte Gefühle nach Gipfel in Salzburg

Lob für die Gastgeber, Migration weiterhin Zankapfel

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Salzburg – Nach dem informelle­n EU-Gipfel in Salzburg gab es für Ablauf, Organisati­on und inhaltlich­e Ausrichtun­g sowohl Lob als auch Kritik. Dass keine Fortschrit­te in Form offizielle­r Beschlüsse erzielt wurden, konnte dabei kein seriöses Kriterium sein: Informelle Ratstagung­en sind dazu da, um ohne Einigungsd­ruck und ohne Feilschen um Formulieru­ngen gemeinsame­n Zielsetzun­gen näher zu kommen.

Ob eine solche Veranstalt­ung hinsichtli­ch der diplomatis­chen und organisato­rischen Leistungen des Gastgebers ein Erfolg war oder nicht, wird daher meist mit Blick auf die Reibungslo­sigkeit des Ablaufs diskutiert. EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker etwa sprach von einem „umsichtig vorbereite­ten“Gipfel, für Ratspräsid­ent Donald Tusk war dieser gar „eine der großartigs­ten Leistungen, die ich erleben durfte“.

Journalist­en vor Ort sparten sich derlei Begeisteru­ngskundgeb­ungen, jedoch überwog bei ihnen unaufgereg­te Zustimmung. Vom STANDARD befragte ausländisc­he Kolleginne­n und Kollegen waren durch die Bank erstaunt über die weitgehend dezenten Sicherheit­smaßnahmen. Es käme nicht mehr so oft vor, dass EU-Gipfel mitten in einer schönen Stadt stattfinde­n und man zu Fuß alle Arbeitsort­e in zehn Minuten erreichen kann.

Kritik kommt einmal mehr an der Fokussieru­ng auf die Migrations­politik – neben dem Brexit eines der beiden großen Gipfelthem­en. Den Vorwurf gibt es jedoch seit Beginn von Österreich­s Ratspräsid­entschaft. Er zielt darauf ab, dass einige Regierunge­n, darunter jene in Wien, das Flüchtling­sthema politisch instrument­alisieren würden. Die inhaltlich­e Ausrichtun­g der Gipfel wird jedoch vom ständigen Ratspräsid­enten Tusk festgelegt.

Auf Distanz zu Wien ging am ersten Gipfeltag der luxemburgi­sche Premier Xavier Bettel: Bezogen auf ein heimlich gefilmtes und von Italiens rechtsnati­onalem Innenminis­ter Matteo Salvini veröffentl­ichtes Video von einem Streit mit Luxemburgs Außenminis­ter Jean Asselborn über die Flüchtling­spolitik zeigte sich Bettel „enttäuscht“. Er hätte erwartet, dass die österreich­ische Präsidents­chaft sagt, „dass das nicht geht“.

Von Räumen und Tassen

Zur Debatte um die Qualität des Salzburger Gipfels leistete auch das Onlinemaga­zin Politico.eu einen kritischen Beitrag. Laut den Autoren hätte es etwa nicht genügend Verhandlun­gsräume für Diplomaten gegeben. Im selben Artikel wird allerdings auch bekrittelt, dass Sicherheit­sbeamte sogar

Schminkteg­elchen kontrollie­rt hätten – und dass Kellnern so manche Kaffeetass­e aus der Hand gefallen sei. (mhe, tom, schub)

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Foto: AFP / Christof Stache Xavier Bettel zeigte sich von Österreich­s Vorsitz „enttäuscht“.

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