Ganz Lienz kämpft für eine Flüchtlingsfamilie
Bevölkerung und Gemeinderat wollen für Dienstag geplante Abschiebung verhindern
Lienz – Elisabeth Blanik ist außer sich vor Wut. Die Tiroler SPÖChefin und Lienzer Bürgermeisterin kämpft zusammen mit den Bürgern ihrer Stadt dafür, die drohende Abschiebung der fünfköpfigen Flüchtlingsfamilie Magomedov aus Dagestan zu verhindern. 2013 waren die Eltern mit zwei Kleinkindern nach Österreich geflohen, weil der Vater der Familie Zeuge eines Mordes des russischen Geheimdienstes wurde und daraufhin selbst ins Visier geriet.
Die Familie lebte seitdem bestens integriert im Osttiroler Lienz. Die Kinder gehen zur Schule und in den Kindergarten. „Beide sprechen perfekten Osttiroler Dia- lekt“, sagt Blanik. Mittlerweile kam ein drittes Kind zur Welt. Dank einer Patenschaft, die für die Familie übernommen wurde, und einer Jobgarantie für den Vater würden die fünf den Steuerzahler keinen Cent kosten. Dennoch hat das Bundesamt für Asyl (BFA) nun kommenden Dienstag als Abschiebedatum festgesetzt.
Es ist vor allem das Wie, das die Lienzer, allen voran Blanik, schockiert. „Was ist politisch in diesem Land los? Was ist mit den Beamten los, die so was exekutieren?“, fragt die SPÖ-Chefin in Richtung des Innenministeriums. So wurde der Vater am Montagmorgen verhaftet, nachdem er seine Tochter zum Kindergarten gebracht hat. Am Freitag tauchten Zivilpolizisten in der Schule der älteren Tochter auf, um nach dem Mädchen zu suchen.
Die Behörde schikaniere bewusst, so der Vorwurf aus Lienz, wo der gesamte Gemeinderat, inklusive ÖVP und FPÖ, für den Verbleib der Familie eintritt. Denn seit 14. Februar 2018 lag der Antrag der Magomedovs auf humanitäres Bleiberecht unbehandelt beim BFA. Freitagmittag wurde er nun abgewiesen.
Der Schubhaftbescheid gegen den Vater wurde trotzdem schon vergangenen Freitag zugestellt. Allerdings erst um 18:37 Uhr und per E-Mail. Im BFA war um diese Zeit niemand mehr erreichbar, um telefonisch den nötigen Code zum Öffnen des Bescheides zu erhalten. Montagfrüh klickten für den Familienvater dann schon die Handschellen vor dem Kindergarten.
Auch die Tiroler Landesregierung zeigte sich betroffen, könne aber mangels Befugnis nicht eingreifen. Im BFA war niemand für eine Auskunft erreichbar. (ars)