Umfrage: Arbeitende Männer haben es viel leichter als Frauen
Alleinerziehende haben es am schwersten Jeder Vierte sieht Flüchtlinge im Vorteil
Linz – Zwei von drei Wahlberechtigten meinen, dass es berufstätige Männer in Österreich alles in allem leicht hätten. Von berufstätigen Frauen sagen das nur 24 Prozent. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Linzer Market-Instituts hervor. Es fragte Ende August 800 repräsentativ ausgewählte Personen: „Welche Gruppen haben es in Österreich alles in allem eher leicht, welche eher schwer?“Nur 22 Prozent meinen, dass es arbeitende Männer eher schwer hätten – dagegen sagen 64 Prozent, dass es arbeitende Frauen eher schwer hätten.
Diese Werte sind im Wesentlichen stabil, wie der Vergleich mit denselben Fragen in einer Umfra- ge vor fünf Jahren zeigt. In beiden Umfragen wurden Alleinerziehende als jene Gruppe identifiziert, die es am schwersten hat – hier ist die Einschätzung seit 2013 sogar noch düsterer geworden.
Auch Arbeitslosen und älteren Beschäftigten wird heute in höherem Maß als noch vor fünf Jahren attestiert, dass sie es eher schwer haben.
Erstmals gefragt wurde, ob es Flüchtlinge in Österreich eher leicht oder eher schwer hätten. Hier fallen die Antworten entlang der Parteigrenzen aus: Wähler der FPÖ meinen mehrheitlich, Flüchtlinge hätten es gut. In der gesamten Bevölkerung liegt der Wert bei 24 Prozent. (red)
Nationalratsabgeordneter müsste man sein: Keiner Gruppe in Österreich wird derartig stark (nämlich von 83 Prozent der Befragten) zugetraut, dass sie es alles in allem eher leicht hat.
Umgekehrt: Alleinerziehende mit Kindern haben es nach Ansicht der meisten Befragten besonders schwer. 86 Prozent der Bevölkerung sagen, dass es Alleinerziehende schwer haben – diese Einschätzung ist im Verlauf der letzten fünf Jahre sogar noch stärker geworden. Damals meinten noch 81 Prozent, dass Alleinerziehende es besonders schwer hätten. Nur sechs (vor fünf Jahren: neun) Prozent sagen, dass es Alleinerziehende eher leicht hätten.
Das geht aus dem Vergleich zweier repräsentativer Umfragen des Linzer Market-Instituts für den Standard hervor.
Die Umfragen zeigen auch, dass es bei etlichen Themen keine statistisch signifikanten Verbesserungen gibt – zumindest werden allfällige Verbesserungen kaum wahrgenommen. Das ist insofern bemerkenswert, als im Jahr 2013 die Folgen der Wirtschaftskrise noch wesentlich deutlicher zu spüren waren, als das heute der Fall ist, sagt Market-Institut-Leiter David Pfarrhofer: „Wir haben heute eine andere Themensetzung im Land, was sich auch in unserem Fragebogen niedergeschlagen hat: Vor fünf Jahren, vor der großen Flüchtlingsbewegung, waren Flüchtlinge kaum in der öffentlichen Wahrnehmung präsent, diskutiert wurde über die Integration von Zuwanderern aus dem ehemaligen Jugoslawien oder der Türkei.“
Pfarrhofer verweist auch auf die durchaus unterschiedliche Einschätzung der Lage von Flüchtlingen: Zwar sagen 59 Prozent, dass es Flüchtlinge schwer hätten – aber jeder vierte Befragte meint, dass es Flüchtlinge ohnehin eher leicht hätten in Österreich.
Parteigrenzen entscheiden
Diese Einschätzungen folgen klar den Parteigrenzen: Unter den Anhängern der Oppositionsparteien überwiegt ganz klar die Ansicht, dass es Flüchtlinge bei uns eher schwer haben. Die erklärten Wähler der Freiheitlichen meinen dagegen überwiegend, dass die Flüchtlinge es ziemlich leicht hätten. Bei den erklärten ÖVP-Wählern sind die Antworten etwa so verteilt wie im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung.
Ähnlich, aber nicht so ausgeprägt sind die Unterschiede in der Einschätzung, ob es Homosexuelle in Österreich schwer oder leicht haben – die Anhänger der Opposition sehen für diese Gruppe tendenziell mehr Schwierigkeiten als die Anhänger der Regierung.
Vom eigenen Erleben geleitet ist die Einschätzung, ob es Bewohner des ländlichen Raumes leicht oder schwer hätten: Wer selbst auf dem Land lebt, empfindet die Belastungen des Landlebens stärker. Dagegen sehen Städter ihre eigene Lebenssituation besser, als das Stadtleben von Menschen auf dem Land eingeschätzt wird.
Die Veränderungen sind, wie in der Grafik erkennbar ist, nur in wenigen Bereichen signifikant.
Pfarrhofer: „Ganz deutliche Verbesserungen werden für Jugendliche mit Lehrabschluss gesehen. Da wirkt sich vielleicht am ehesten auf die Wahrnehmung der deutlich besseren Konjunktur aus. Auch für den ländlichen Raum gibt es die Wahrnehmung einer Verbesserung, auch wenn diese nicht so ausgeprägt ist.“
Anders bei den Verschlechterungen: Für Ärzte und Lehrer, aber auch für Kinder und Manager läuft es nach Einschätzung der Befragten heute nicht mehr so gut wie 2013.
Und praktisch nichts geändert hat sich an der Situation berufstätiger Frauen: Nach wie vor meinen zwei Drittel, diese hätten es schwer. Nur ein Viertel glaubt, sie hätten es eher leicht.