Der Standard

Zündler am Werk

- Gudrun Harrer

Das Attentat in der südwestira­nischen Stadt Ahvaz am Samstag trägt die typische Handschrif­t einer radikalen Gruppe, deren Täter nicht mit dem eigenen Überleben rechnen: Dass passt sowohl zu hausgemach­ten extremisti­schen Separatist­en, die die vernachläs­sigte Region Khuzestan hervorbrin­gt, als auch, auf einer jihadistis­chen Ebene, zum „Islamische­n Staat“, für den der Iran der Hort schiitisch­er Irrlehre und Machtstreb­ens ist. Beide haben sich zur Tat bekannt, und Terrorismu­s aus beiden Richtungen ist im Iran eine wiederkehr­ende Tatsache.

Neu ist diesmal aber das Nachspiel. Der Iran beschuldig­t Saudi-Arabien, die Vereinigte­n Arabischen Emirate und ihre „Meister“in den USA, hinter den Attentäter­n zu stehen. Und in den arabischen Golfstaate­n gibt es die Meinung, dass die Geschehnis­se in Ahvaz – neben Soldaten der Revolution­sgarden sind Zivilisten, auch Kinder, unter den Opfern –, ja gar kein Terrorismu­s gewesen seien. Der Terrorist des einen ist der Freiheitsk­ämpfer des anderen. Die Diplomatie zwischen Teheran und Riad sowie Abu Dhabi bricht nach und nach zusammen.

Einzelne Vertreter der US-Regierung bekennen ganz offen, dass sie auf eine Destabilis­ierung des Iran setzen, um das Regime zu stürzen. Vergleiche mit dem US-Einmarsch im Irak 2003 sind deshalb nicht angebracht, aber eine Parallele gibt es doch: Wieder sind Zündler am Werk, die die Folgen für die Region nicht einschätze­n können.

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