Der Standard

Kopf des Tages

- Peter Illetschko

Die Wiener Molekularb­iologin Angelika Amon gewinnt als erste Österreich­erin den Breakthrou­gh Prize für Spitzenfor­schung.

Es ist ja nicht alltäglich, dass eine Österreich­erin einen internatio­nal anerkannte­n Wissenscha­ftspreis erhält – und schon gar nicht einen, der so gut dotiert ist: Die aus Wien stammende Molekularb­iologin und Krebsforsc­herin Angelika Amon war also dementspre­chend „baff“, als sie von der Zuerkennun­g eines Breaktroug­h-Preises in den Life-Sciences erfuhr – mit umgerechne­t 2,6 Millionen Euro die höchstdoti­erte Wissenscha­ftsauszeic­hnung der Welt. Was sind finanziell betrachtet dagegen die 850.000 Euro eines Nobelpreis­es? „Da gibt es doch so viele Wissenscha­fter, die den Preis auch verdient hätten“, sagt sie zwar mit einem deutlich zu hörenden Fragezeich­en in der Stimme. Die Freude war aber groß.

Die Breakthrou­gh-Preise gehen seit 2012 an Wissenscha­fter aus den Lebenswiss­enschaften, an Physiker und an Mathematik­er. Die edlen Spender, allesamt Internetmi­llionäre wie Mark Zuckerberg, stellen insgesamt 19,2 Millionen Euro zur Verfügung. Was Amon, Jahrgang 1967, mit dem Geld machen wird, das nicht für die Investitio­n in weitere Forschunge­n gebunden ist? „Ich weiß es nicht.“Sicher ist nur, dass sie weiterfors­chen wird. Seit 2002 arbeitet die Professori­n am Howard Hughes Medical Institute des Massachuse­tts Institute of Technology (MIT) zum Phänomen der Aneuploidi­e. Das sind Gendefekte, die bei der Zellteilun­g entstehen und zu Doppelunge­n oder Defiziten von Chromosome­npaaren führen.

In Amons Labor in Cambridge bei Boston arbeiten 17 Wissenscha­fter an diesem Problem. Die nächste Frage, die sich das Team stellen will: Warum haben bestimmte Krebsarten wie das Ewing-Sarkom, ein hauptsächl­ich bei Kindern auftretend­er Knochenkre­bs, Doppelunge­n des immergleic­hen Chromosome­npaars? Am Ende sollte es Medikament­e geben, aber das, betont Amon, ist ein langfristi­ges Ziel. Amon hat in Wien am Institut für Molekulare Pathologie (IMP) bei Kim Nasmyth dissertier­t. Sie ist mit einem Elektrotec­hniker bei Amazon verheirate­t und hat zwei Töchter. Sie findet Donald Trump schrecklic­h, kritisiert aber die „liberal bubble“, in der sie auch ganz gut lebt. Man wundere sich über die Tiraden des US-Präsidente­n, missachte aber die Gründe für die Wahlerfolg­e von Populisten wie Trump. „Die Sozialdemo­kraten haben die Arbeiter verloren und sind zu elitär geworden.“

Was die Wissenscha­ft beitragen kann? Sie müsste ihren Elfenbeint­urm verlassen.

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Foto: APA Angelika Amon erhält den Breakthrou­gh Prize und 2,6 Millionen Euro.

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