Vollen Hotels bricht Ertrag weg
Steigende Aufwendungen fressen häufig die Erlöse auf
Wien – Trotz Nächtigungsrekorden stehen viele Hoteliers in Österreich mit dem Rücken zur Wand. Einzig die Niedrigzinsen verhinderten, dass es nicht lauter krache, sagte Stefan Rohrmoser, Geschäftsführer der Prodinger Steuerberatung, dem Δtandard.
Wie es um Österreichs Ferienhotellerie tatsächlich bestellt ist, wurde erstmals im Sommer tiefgehender untersucht. Die Prodinger Tourismusberatung hat betriebswirtschaftliche Daten von 164 Vier- und Fünf-Sterne-Hotels in Tirol, Vorarlberg und Salzburg zusammengetragen und analysiert. „Da zeigt sich eindeutig, dass die Erlöse mit der Kostenentwicklung nicht Schritt halten“, sagte Geschäftsführer Thomas Reisenzahn. Besonders stark seien die Personal- und Energiekosten gestiegen. Die Ergebnisse betrachtet Reisenzahn als „Richtschnur, wie es Österreichs Tourismus geht“.
Die Bundesregierung will in einer neuen Tourismusstrategie neue Indikatoren definieren, um abseits von Nächtigungszahlen den Puls der Tourismuswirtschaft besser zu messen. (red).
Der Sommer bleibt die Achillesferse des österreichischen Tourismus. Obwohl die Nächtigungszahlen mit einem Plus von 2,6 Prozent die alte Rekordmarke von 2017 neuerlich übertroffen haben, hat sich die Gewinnsituation sehr vieler Hoteliers nicht verbessert – im Gegenteil.
„Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben geht weiter auf“, sagte Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung, dem Δtandard. „Wir haben uns 164 Vier- und Fünfsternbetriebe in Tirol, Salzburg und Vorarlberg angeschaut. Da zeigt sich eindeutig, dass die Erlöse mit der Kostenentwicklung nicht Schritt halten.“
Reisenzahn, Mitautor eines soeben im Trauner-Verlag erschienenen Fachbuchs über „Standards der Abrechnung für Hotels und Restaurants“, führt als Beispiel den Gross Operating Profit (GOP) an. Diese Kennzahl ist vergleichbar mit dem Ebitda bei Produktionsbetrieben, sie misst den operativen Gewinn, also die Einnahmen des Hoteliers abzüglich aller Aufwendungen.
Demnach ist die GOP-Marge im untersuchten Zeitraum (Mai bis August) von 20,2 Prozent im Vorjahr auf heuer 16,3 Prozent gesunken. Zum Vergleich: Im Jahresdurchschnitt liegt die GOP-Marge bei etwa 22 Prozent, sie war vor acht Jahren aber auch schon höher – bei 28 Prozent. Und auch im Winter klingeln die Hotelkassen noch immer laut, da liegt die GOPMarge im Schnitt bei 30 Prozent.
Reisenzahn verweist auf deutlich gestiegene Personalkosten, Folge eines ausgetrockneten Arbeitsmarkts, insbesondere bei Kö- chen und Kellnern. Auch die Energiekosten seien zuletzt stark gestiegen, seit Jahresbeginn um acht bis zehn Prozent. Dem stünden meist keine entsprechenden Mehreinnahmen gegenüber, was bei steigenden Zinsen für viele Hoteliers zu einem veritablen Problem werden könnte.
Wo könnten Hoteliers ansetzen, um ihre Ergebnisse zu verbessern? Reisenzahn: „Bei Provisionen für Vermittlungsplattformen sparen, Gäste nach Möglichkeit direkt ansprechen, Energiecontracting nutzen, Personaleinsatzplanung verbessern. Und auch unterjährig auf die Zahlen schauen.“