Der Standard

Die „Nazion“

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Nicht jeder kann mit 24 so kontrollie­rt sein, dass er eine glänzende politische Karriere macht. Luca Kaiser (24), Sohn des Kärntner Landeshaup­tmanns, hat im Jänner 2018 getwittert: „Österreich ist eine Nazion mit einem sch… Innenminis­ter.“

Dieser alte Tweet wurde jetzt ausgegrabe­n, weil Student Kaiser jun. für die SPÖ bei der Europawahl antreten will. Die für sterile Erregung zuständige­n jeweiligen Parteisekr­etäre gerieten sofort in Schnappatm­ung. Karl Nehammer, ÖVP: „Ein Landeshaup­tmann-Sohn beschmutzt öffentlich das Ansehen Österreich­s und verharmlos­t die Gräueltate­n des Nationalso­zialismus.“Christian Hafenecker, FPÖ: „Österreich als ‚Nazion‘ generell zu beschimpfe­n und seine Wählerinne­n und Wähler als Verbrecher darzustell­en ist eine inakzeptab­le Grenzübers­chreitung.“

Dabei wäre Luca Kaiser eigentlich ein Anwärter auf die „Jörg-Haider-Gedächtnis­Medaille“, denn der FPÖ-Heilige hatte ja seinerzeit die österreich­ische Nation eine „ideologisc­he Missgeburt“genannt (er dachte, wir gehören zur deutschen Nation).

Österreich ist zweifellos keine „Nazion“, wenn auch NaziGedank­engut noch immer und schon wieder recht oft anzutreffe­n ist. Und im Übrigen sollte sich Luca Kaiser gemeinsam mit Efgani Dönmez und anderen bei einem Volkshochs­chulkurs „Selbstbesc­hädigung durch Twitter“anmelden.

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