100 Euro Strafe für ein „Oida“in Wien
Polizei sieht Anstandsverletzung
Wien – Schmerz, Freude, Verwirrung, Langeweile, Ungeduld, Ärger, Überraschung: Will man einem Nichtwiener das Wort „Oida“erklären, wird es schwierig. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielseitig. Die Wiener Polizei interpretierte nun ein „Oida“eines 22-jährigen Wieners bei einer Amtshandlung vor rund zwei Wochen zu dessen Ungunsten als „Anstandsverletzung“, wie die Kronen Zeitung berichtet.
Nathan S. hatte einen Polizeieinsatz aus rund 20 Metern Entfernung fotografiert. Daraufhin forderte ein Polizist seinen Ausweis, fragte in der Folge, ob er Deutsch verstehe, erklärte ihm, dass die Dinge in Österreich anders liefen, und drohte mit Haft. Darauf entkam dem Mann ein „Oida“, und er fragte, was die Kontrolle denn solle.
Der Beamte kündigte daraufhin eine Anzeige wegen Anstandsverletzung an. Die Strafverfügung wurde nun zwei Wochen später zugestellt. Wegen der angeblichen Worte „Was willst du, Alter?“soll der 22Jährige 100 Euro zahlen oder zwei Tage ins Gefängnis gehen.
Polizeisprecher Harald Sörös erkennt kein Problem in der Strafverfügung: „Oida“sage man nicht, das lerne „jedes Kind in der Volksschule, wie man mit der Polizei zu sprechen hat“.
Es ist nicht das erste Mal, dass über Anstandsverletzungen diskutiert wird. Auch ein Mann, der im Februar 2016 am Wiener Praterstern nach dem Verspeisen eines Kebabs laut gerülpst hatte, sollte 70 Euro zahlen. Er beschwerte sich jedoch erfolgreich am Verwaltungsgerichtshof. Das Verfahren wurde eingestellt. (july)