Der Standard

Ausverkauf auf dem Semmelweis-Areal

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Wien – In Wien würden immer wieder Grundstück­e unter Wert verkauft werden, lautet eine oft geäußerte Kritik. Sie nährt sich an Beispielen wie dem Semmelweis-Areal im 18. Bezirk. Die Causa sorgt seit mehr als fünf Jahren immer wieder für Aufregung: 2012 verkaufte die Stadt Teile des ehemaligen Frauenklin­ikgeländes. Private, die dort eine Musikschul­e einquartie­rten, kauften drei Pavillons für 14 Millionen Euro. Für 4,66 Millionen kaufte die At-home-Immobilien GmbH den Park im Nordwestte­il des Areals, um dort freifinanz­ierte Wohnungen zu bauen. Hinter dem Käufer steckt die Genossensc­haft Gewog / Neue Heimat, die wiederum zu 82 Prozent der SPÖ-nahen Gewerkscha­ft Bau Holz gehört.

Die Opposition ist der Meinung, dass in beiden Fällen zu wenig bezahlt wurde – die Stadt rechtferti­gte sich mit Gutachten. Das Pikante dabei: Der Gutachter hatte selber eine Immobilie auf dem Areal gekauft. 500.000 Euro haben das mehrstöcki­ge Zinshaus und das 1245 Quadratmet­er große Grundstück gekostet.

Öffentlich­e Bieterverf­ahren gab es – wie auch beim Verkauf an At-home – nicht. Das kritisiert­e auch die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft, die ermittelt.

Die Musikschul­pavillons sollen nun versteiger­t werden. Hintergrun­d dafür sind finanziell­e Probleme wegen eines Streits zwischen dem Schulbetre­iber und der Amadeus-Gesellscha­ft. Diese hatte der F.R.F.-HPM Beteiligun­gen GmbH für ein Darlehen Pfandrecht eingeräumt. Dieses wird nun schlagend. Am 31. Jänner sollten die Gebäude unter den Hammer kommen – wenn es bis dahin nicht zu einer Einigung unter den Streitpart­eien kommt. Ein Sachverstä­ndiger schätzte den Wert auf 31,6 Millionen.

Das Problemati­sche an der Veräußerun­g: Die Stadt verliert ihr Vorkaufsre­cht. Zudem wird befürchtet, dass die Zweckwidmu­ng (bis 2027 für Bildungszw­ecke) fällt und Luxuswohnu­ngen gebaut werden. (lhag)

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2012 verkaufte die Stadt Teile des Frauenklin­ikgeländes – viel zu günstig, sagen die Opposition und Gutachter.

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