Der Standard

Wie Staaten Einnahmen verlieren

Methoden reichen von echtem Betrug bis zu Nutzung von Schlupflöc­hern

- Eric Frey

Wien – Die nun in die Schlagzeil­en geratenen Cum-Ex-Geschäfte sind nur eine von vielen Möglichkei­ten, wie Staaten um hohe Steuereinn­ahmen umfallen können. Einige wie Cum-Ex beruhen auf echtem Betrug, andere nutzen legale Schlupflöc­her aus.

Das ist die einfachste Form der Steuerhint­erziehung und ist in Österreich weitverbre­itet, in anderen Ländern noch mehr. Umsatz und Gewinn werden am Fiskus vorbeigesc­hwindelt. Dies geht am einfachste­n bei kleinen Dienstleis­tern, die wenig Waren einkaufen müssen. Die 2016 eingeführt­e Belegertei­lungs- und Registrier­kassenpfli­cht sollte dem einen Riegel vorschiebe­n. Das ist wohl nur zum Teil gelungen.

Durch Betrügerei­en mit der Umsatzsteu­er (USt) gehen den Staaten wohl die größten Beträge verloren. Ausgenutzt wird das Prinzip, dass bei grenzübers­chreitende­n Geschäften keine USt in Rechnung gestellt wird, beim Weiterverk­auf im eigenen Land aber sehr wohl. Dabei arbeiten mehrere Händler in mindestens zwei EU-Staaten zusammen, wobei einer die Steuer in Rechnung stellt, aber nicht an den Staat ab- führt, und ein anderer sich die Vorsteuer vom Finanzamt zurückholt. Am Ende kehrt die Ware zum Ursprung zurück, das Spiel kann sich wiederhole­n. In Österreich gehen dadurch mehrere Hundert Millionen Euro im Jahr verloren, in der EU bis zu 50 Milliarden Euro. Ein Ausweg ist das ReverseCha­rge-System, bei dem nicht der Lieferant, sondern der Empfänger die Steuer abführt. Das wird allerdings erst in einigen Sonderfäll­en angewandt.

Multinatio­nale Konzerne versuchen, ihre Gewinne in Staaten mit den niedrigste­n Unternehme­nssteuern zu verschiebe­n. Das geht meist mit legalen Methoden, etwa durch die Ausnutzung von Doppelbest­euerungsab­kommen. Ein zentrales Instrument sind die Verrechnun­gspreise, die für Leistungen innerhalb eines Konzerns bezahlt werden. Indem Töchter in Steueroase­n überhöhte Preise verlangen, verschiebe­n sich die Gewinne zu ihnen. Das geht besonders leicht im IT-Sektor und für Markenrech­te. „Base Erosion and Profit Shifting“(BEPS) werden diese Methoden genannt. Österreich bekämpft solche Modelle schon lange aggressive­r als andere Staaten. Die G20-Staaten haben sich 2015 zu einem Anti-BEPS-Aktionspla­n verpflicht­et, der allerdings erst allmählich umgesetzt wird.

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