Der Standard

Ermittlung­en zu Stadterwei­terungsfon­ds und Heumarkt-Verkauf abgeschlos­sen

Neuer Vorhabensb­ericht – Minister verteidigt lange Verfahrens­dauer

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In der Causa Integratio­nsfonds (ÖIF) gab es jüngst wieder Hausdurchs­uchungen, von der seit Jahren anhängigen Causa Wiener Stadterwei­terungsfon­ds hat die Öffentlich­keit dagegen schon länger nichts gehört. Beide Fonds ressortier(t)en zum Innenminis­terium, es geht um Ermittlung­en zu Immobilien­deals. Liegenscha­ften wurden an Nahestehen­de der Fonds verkauft, laut Berechnung­en des Rechnungsh­ofs und Verdacht der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) zu billig.

Beim Stadterwei­terungsfon­ds – wurde 2017 aufgelöst und hatte länger denselben Chef wie der ÖIF – hinterfrag­t die Staatsanwa­ltschaft zudem, ob es zu satzungswi­drigen Spenden von Verkaufser­lösen gekommen ist. Solche flossen beispielsw­eise an Opus-Dei-nahe Einrichtun­gen – und den Integratio­nsfonds (eine Million Euro).

Der Stadterwei­terungsfon­ds hat 2008 eine mittlerwei­le berühmte Wiener Immobilie versilbert: das Heumarkt-Areal. Um 4,2 Millionen Euro wurde es von einer Tochter der „Buntes Wohnen – Gemeinnütz­ige Wohnbaugmb­H“erworben. Heute gehört diese bzw. der Heumarkt dem Unternehme­r Michael Tojner, der ihn umbauen lassen möchte. Laut Rechnungsh­of gab es für den Heumarkt dann auch ein Angebot von rund neun Millionen Euro.

Abgeordnet­e rund um den Nationalra­tsabgeordn­eten Wolfgang Zinggl von der Liste Pilz wollten nun mehr über den Verfahrens­stand wissen und haben eine parlamenta­rische Anfrage an Justizmini­ster Josef Moser gestellt. Dessen karge Antwort: Beim Stadterwei­terungsfon­ds seien die Ermittlung­en der WKStA „weitgehend abgeschlos­sen“, nicht so beim ÖIF. Die jahrelange Verfahrens­dauer begründet der Minister mit „faktisch und rechtlich komplexen Sachverhal­ten“, eine Verfahrens­verzögerun­g seitens der WKStA liege nicht vor.

Liste-Pilz-Abgeordnet­er Zinggl gibt sich angesichts der Antwort „gespannt“, ob es beim Stadterwei­terungsfon­ds zu einer Anklage kommen wird und die Republik allenfalls Rückforder­ungsansprü­che geltend machen oder eine Rückabwick­lung der Verkäufe anstoßen wird. Zudem fordert er angesichts der Dauer der Verfahren mehr Personal für die WKStA.

Vorhabensb­ericht in Arbeit

Eine Anfrage des bei der WKStA ergab, dass beim Stadterwei­terungsfon­ds die ergänzende­n Ermittlung­en (nach einem ersten Vorhabensb­ericht) abgeschlos­sen sind. Ein (neuer) Vorhabensb­ericht sei in Vorbereitu­ng, es gebe acht Beschuldig­te und gehe um den Vorwurf auf Untreue bzw. Amtsmissbr­auch.

In der Causa ÖIF wird gegen 15 Beschuldig­te wegen Untreuever­dachts ermittelt, insgesamt sollen 270 Wohnungen um sechs Millionen Euro zu billig verkauft worden sein. Zu den Beschuldig­ten zählen der Exfondsche­f (der einst für die ÖVP gearbeitet hat) und, seit neuestem, ein Exkabinett­schef aus dem Innenminis­terium. Es gilt die Unschuldsv­ermutung. (gra)

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