Der Standard

DM experiment­iert mit Abfüllstat­ionen und Start-ups

Die Drogeriema­rktkette will Plastikmül­l reduzieren und lässt Kunden Waschmitte­l künftig selbst abfüllen. Kooperatio­nen mit jungen Betrieben sollen das Sortiment beleben. Nicht locker lässt DM im Kampf um die Liberalisi­erung des Medikament­enmarktes.

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Die Österreich­er lassen sich die Pflege ihres Haushalts wie auch ihres Körpers Jahr für Jahr mehr kosten. Bipa, der zweitgrößt­e Anbieter für Drogeriewa­ren, schwächelt. Beide Umstände sind ein guter Nährboden für DM. Umsatz und Marktantei­le der Handelsket­te wachsen – zusätzlich­e Standorte will sie hierzuland­e dennoch keine. Eine große Filiale sei ihm lieber als drei kleine mit nur 150.000 Euro Umsatz, sagt Geschäftsf­ührer Harald Bauer.

Knapp 23 Millionen Euro investiert­e DM in Österreich in das Netz von 389 Standorten im kürzlich abgelaufen­en Geschäftsj­ahr und übt sich dabei in Experiment­en. Zum einen erhielten zwölf Filialen Abfüllstat­ionen für biologisch­e Reinigungs- und Waschmitte­l. Ziel ist es, Plastikmül­l zu reduzieren. Bewährt sich das Modell, wird es auf hundert Geschäfte ausgeweite­t.

Zum anderen wurden Mitarbeite­r mit Smartphone­s ausgestatt­et. Dass Verkäufer während der Arbeit nicht telefonier­en sollen, ist für Bauer ein längst überfällig­es Relikt aus den 90er-Jahren. Mittlerwei­le helfe das Handy bei Kundenbera­tung und Weiterbild­ung.

Frischen Wind verspricht sich der Konzern von Start-ups. Aus hundert Bewerbern wurden heuer drei junge Betriebe erkoren, deren Produktide­en gemeinsam weiterentw­ickelt werden: Biotampons, Smoothies zum Löffeln und nachhaltig­e Fitness-Shakes sollen dem Handelsrie­sen Mehrwert bringen.

Nicht lockerlass­en will DM im Kampf um die Liberalisi­erung des Medikament­enmarktes. Zwei Anläufe beim Verfassung­sgerichtsh­of zum Verkauf rezeptfrei­er Arzneimitt­el scheiterte­n aus formalen Gründen – wobei sich Juristen uneinig seien, ob hier wirklich Feh- ler begangen worden seien, betont Bauer. „Wir haben das nun innerlich abgehakt und arbeiten an weiteren Schritten.“

DM setzt in seinem angestammt­en Geschäft in Österreich mit gut 6800 Mitarbeite­rn 922 Millionen Euro um. Knapp ein Drittel davon wird mit Eigenmarke­n erzielt. Sie stellen mittlerwei­le 43 Prozent des gesamten Sortiments dar. Sorge, dass die EU-Kommission Händlern dabei einen Strich durch die Rechnung macht, hat Bauer nicht. Der jüngste Vorschlag deutscher Parlamenta­rier, dass der Handel von seinen Lieferante­n keine über EU-Regeln hinausgehe­nde Standards mehr verlangen dürfe, sei abstrus und folglich wohl vom Tisch.

Rund um günstige Eigenmarke­n weht DM jedoch auch von anderer Seite scharfer Wind entgegen. Der Diskontrie­se Hofer entwickelt gerade eine Vorliebe für das lukrative Geschäft mit Babys: Die Palette an Bionahrung für die Allerklein­sten wächst rasant. DM-Miteigentü­mer Bauer bleibt gelassen: Dass Hofer in fremden Feldern wildere, sei ja nichts Neues. Dies treffe aber weniger seine Kette als Hofers Rivalen im Lebensmitt­elhandel. (vk)

 ??  ?? 300 Euro gibt ein Österreich­er laut Marktforsc­her Regiodata im Schnitt pro Jahr für Körperpfle­ge aus – Drogeriehä­ndler profitiere­n.
300 Euro gibt ein Österreich­er laut Marktforsc­her Regiodata im Schnitt pro Jahr für Körperpfle­ge aus – Drogeriehä­ndler profitiere­n.

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