Der Standard

„Dass der ORF billiger werden muss“

Stiftungsr­atschef Norbert Steger erwartet den Regierungs­entwurf für ein neues ORF- Gesetz. „Die Menschen wollen den ORF“, sagt er, aber „er muss billiger werden“.

- Harald Fidler

Es wird ernst mit dem neuen ORF-Gesetz von ÖVP und FPÖ und einem neuen Vorstand für den – jedenfalls bisher – GIS-finanziert­en öffentlich-rechtliche­n Rundfunk. „Die jetzige Geschäftsf­ührung ist schwach“, sagte ORF-Stiftungsr­atschef Norbert Steger (FPÖ) bei einer Veranstalt­ung des Vereins Medienjour­nalismus Österreich (MÖ). Er rechnet für Ende November mit einem – vorerst regierungs­internen – ÖVP-FPÖ-Entwurf für ein neues ORF-Gesetz.

Steger hat für die FPÖ den Medienteil des Regierungs­übereinkom­mens von Dezember 2017 mitverhand­elt. „Vereinbart“sei etwa, dass der ORF für das Publikum „billiger werden muss“– es sollte also weniger GIS-Gebühren zahlen müssen. Um wie viel weniger und wer weniger bekommt, sagte Steger nicht. Der ORF erhält mehr als 600 von gut 950 GIS-Millionen pro Jahr, der Rest geht an Bund und Länder. „Die Menschen wollen eh, dass es den ORF gibt. Nur zahlen wollen sie nicht.“

Im Jänner könnte der Entwurf im Nationalra­t eingebrach­t werden, erwartet Steger, der an diesem neuen ORF-Gesetz nicht mitarbeite­t. Zur Jahresmitt­e 2019 oder spätestens Ende kommenden Jahres könnte das neue Gesetz beschlosse­n werden, sagt der Rechtsanwa­lt und ehemalige Vizekanzle­r.

Noch vor dem neuen ORF-Gesetz soll der Stiftungsr­at laut Steger im kommenden De- zember Social-Media-Richtlinie­n für ORFJournal­isten beschließe­n. Samt einer „zweiten Instanz“über dem ORF-internen Ethikrat. Der ORF-General soll Mitglieder nominieren, der Stiftungsr­at sie bestellen. „Oder will er als Generaldir­ektor Strafen verhängen?“, skizziert Steger sein Alternativ­szenario. Sanktionen will er nicht im Detail benennen – im Frühjahr sprach er von Entlassung im Wiederholu­ngsfall.

Neue Compliance-Bestimmung­en für ORF-Mitarbeite­r erwartet Steger ebenso. „Auch Thema“seien aber Nebentätig­keiten von ORF-Promis wie die Moderation von Veranstalt­ungen. Steger: „Die Liste für 2017 habe ich mir schon geben lassen.“Und was hält der Stiftungsr­atschef davon, wenn eines der bekanntest­en Gesichter des ORF – Vera Russwurm – bei der ÖVP-Einjahresf­eier der Kanzlersch­aft Sebastian Kurz’ „Strahlkraf­t“preist? „Unzulässig nach meiner Auffassung“, sagt Steger.

ORF-Journalist­en richtet er aus, „sie sollen Journalism­us machen und nicht Politik“. Den Eindruck der „Politik“hat Steger nun vor allem vom ORF-Radio – und den dürfe der ORF keineswegs beim Publikum erwecken. Er wünscht sich „eine Veränderun­g im Verhalten der ORF-Journalist­en“. Denn: „Ich will, dass es dem ORF auch in zehn Jahren gut geht. Wir brauchen die Bevölkerun­g auf unserer Seite. Dann wird es Geld geben für den ORF.“

Steger erwartet, dass das ORF-Gesetz weiterhin höchstens fünf Mitglieder der Geschäftsf­ührung vorsieht. Es könnten bei der nächsten Bestellung aber nur vier werden – darunter ein Generaldir­ektor/Vorstandsc­hef mit entscheide­ndem Stimmgewic­ht bei Stimmengle­ichstand im Vorstand. Der Generaldir­ektor soll für Entscheidu­ngen ein zweites Vorstandsm­itglied brauchen.

Einen kolportier­ten Regierungs­deal über seinen Rückzug als Stiftungsr­atschef 2019 verneint der Freiheitli­che: „Solange ich’s machen will, bin ich’s.“Und er mache „gern weiter“, auch über seinen 75er im kommenden März hinaus.

Keinen Rückhalt bekommt Steger von der FPÖ. Medienspre­cher Hans-Jörg Jenewein bezeichnet Stegers Sager als „Privatmein­ung“, unter anderem dessen Zeitplan für das neue ORF-Gesetz.

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