Der Standard

Kalaschnik­ows und Dirndl

Österreich als Deal-Maker im (fast) postrevolu­tionären Libyen

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Tripolis im Oktober 2011: Die Jagd der Rebellen auf den untergetau­chten libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi ist noch in vollem Gange, doch Österreich wittert schon demokratis­che Morgenluft – und Geschäfte. Also setzt sich Außenminis­ter Michael Spindelegg­er in eine AUA-Maschine, um gemeinsam mit Botschafte­rin Dorothea Auer die österreich­ische Vertretung in der libyschen Hauptstadt wiederzuer­öffnen. Begleitet werden sie von einer großen Wirtschaft­sdelegatio­n: Österreich will rasch Nägel einschlage­n.

Nur sechs Stunden dauert die Visite, um 17 Uhr muss die Maschine wieder in der Luft sein – außer Reichweite allfällige­r Boden-Luft-Raketen. Noch kämpfen die Rebellen gegen versprengt­e Gruppen Gaddafi-Treuer. Dennoch muss Zeit sein für einen Besuch im Krankenhau­s. Dort liegen auf der Chirurgie verwundete Rebellen. Alles sauber, alles ordentlich, als der Außenminis­ter auftaucht, um den Helden seine Aufwartung zu machen.

Im Stock darunter, keine vier Meter Luftlinie entfernt, sind die verwundete­n Gaddafi-Kämpfer untergebra­cht – streng bewacht von schwer bewaffnete­n, grimmig dreinschau­enden Rebellen in Fantasieun­iformen. Wie eigenartig an diesem Ort doch das grün-weiße Dirndl der Botschafte­rin wirkt ...

GIANLUCA WALLISCH schreibt seit 2011 für den seit 2013 ist er stellvertr­etender Außenpolit­ik-Ressortlei­ter. Spannendst­e Reisen bisher: Irak und Libyen.

 ??  ?? 9. Oktober 2011: Außenminis­ter Spindelegg­er (im dunklen Anzug) und Botschafte­rin Auer (im Dirndl) besuchen verwundete Rebellen in Tripolis.
9. Oktober 2011: Außenminis­ter Spindelegg­er (im dunklen Anzug) und Botschafte­rin Auer (im Dirndl) besuchen verwundete Rebellen in Tripolis.
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