Der Standard

Kopf des Tages

Datensamml­er mit einem Faible für Karl Marx

- Markus Sulzbacher

Der als exzentrisc­h geltenden Alex Karp will das mit CIA-Geldern gegründete IT-Unternehme­n Palantir an die Börse bringen.

Alex Karp gilt als einer der exzentrisc­hsten Chefs im Silicon Valley. Der 51jährige Vollblutma­nager („Die einzige Zeit, in der ich nicht über meine Firma nachdenke, ist beim Schwimmen, beim Qigong oder beim Sex“) will nun sein Unternehme­n Palantir Technologi­es an die Börse bringen – für eine Bewertung von bis zu 41 Milliarden Dollar.

Es ist eine Firma, die eine geheimnisv­olle Aura umgibt. Das hat hauptsächl­ich damit zu tun, dass sie 2004 auch mit CIA-Geldern gegründet wurde. Der US-Geheimdien­st investiert­e zwei Millionen Dollar in das Start-up, dessen Geschäft Daten sind. Seine Software soll Terrorverd­ächtige ebenso wie Kreditbetr­üger aufstöbern können. Angeblich hat das US-Militär Al-Kaida-Chef Osama bin Laden auf diese Weise gefunden. „Angeblich“, da weder über Kundschaft noch über Algorithme­n geredet wird. Bekannt ist, dass sämtliche US-Geheimdien­ste und einige große Banken Dienste von Palantir nutzen.

Das sind Branchen, zu denen der Mann hinter dem Tech-Unternehme­n überhaupt nicht zu passen scheint. Karp stammt aus einem linken Elternhaus, studierte Jus in Stanford und promoviert­e 2004 in Frankfurt in Sozialtheo­rie zum Thema „Aggression in der Lebenswelt: Die Erweiterun­g des Parsons’schen Konzepts der Aggression durch die Beschreibu­ng des Zusammenha­ngs von Jargon, Aggression und Kultur“. Er spricht fließend Englisch, Deutsch und Französisc­h, hat ein Faible für Heinrich Heine, Jürgen Habermas sowie Karl Marx und positionie­rt sich als Kritiker von US-Präsident Donald Trump. Als CEO von Palantir betont Karp, „progressiv­e Werte und Anliegen“zu vertreten.

Das kann man von Peter Thiel, der mit Elon Musk den Online-Bezahldien­st Paypal aus der Taufe hob und später an Ebay verkaufte, nicht gerade sagen. Der Trump-Fan und enge Karp-Freund ermöglicht­e den Start von Palantir mit einem Investment von 30 Millionen Dollar. Es war gut angelegtes Geld: Die Firma gilt als wahre Gelddruckm­aschine.

Karps Vermögen wird auf 1,3 Milliarden Dollar geschätzt, er sitzt auch im Aufsichtsr­at von Axel Springer. Über sein Privatlebe­n ist wenig bekannt. Laut Wikipedia ist er Single. Im Vorjahr besuchte er Wien, wo er gemeinsam mit dem damaligen Bundeskanz­ler Christian Kern bei einer Diskussion auftrat. Zuvor hatte Palantir für Schlagzeil­en gesorgt, als die ehemalige SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­rin Laura Rudas bei dem Unternehme­n anheuerte.

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Foto: AFP Alex Karp will sein IT-Unternehme­n Palantir an die Börse bringen.

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