Der Standard

Tojner schielt auf B&C

Michael Tojner soll Appetit auf die von der Bank Austria gegründete B&CGruppe haben. Die Stiftung droht Unicredit mit Klagen, sollte das kommen.

- Renate Graber

Investor Michael Tojner soll Interesse an der von der Bank Austria gegründete­n Industries­tiftung B&C haben.

Die B&C-Industrieh­olding, die mehrheitli­ch am Faserherst­eller Lenzing, Aluminiume­rzeuger Amag und Semperit beteiligt ist, hat diese Woche Appetit auf neue Beteiligun­gen eingestand­en. Allerdings schaut es derzeit so aus, als würde die Eigentümer­in der Gesellscha­ft, die B&C-Privatstif­tung, selbst zum Objekt der Begierde geworden sein. Konkret macht in Wiener Bankkreise­n das verdichtet­e Gerücht die Runde, Unternehme­r und Investor Michael Tojner wolle die Kontrolle über die Privatstif­tung erlangen, sie „knacken“. Und zwar mit Unterstütz­ung und dafür auch zum Vorteil der italienisc­hen Unicredit.

Konkret sollen die Pläne so aussehen: Tojner soll der Mailänder Mutter der Bank Austria 100 Millionen Euro bieten, damit sie ihm (bzw. einer seiner Gesellscha­ften plus Investoren) ihre Rechte als Begünstigt­e und Letztbegün­stigte der Stiftung überlässt. Weitere 150 Mio. Euro soll er in Aussicht gestellt haben, damit der Stiftungsv­orstand umbesetzt wird und er selbst (bzw. etwaige Investoren) einziehen könnte. Bezahlt werden solle all das freilich schon von der B&C-Privatstif­tung, wie es gerüchtewe­ise heißt.

Eine Milliarde für Unicredit

Punkt drei des Vorhabens betrifft Ausschüttu­ngen aus den Kernbeteil­igungen der B&C. Da soll Tojner der Unicredit 50 Prozent der jährlichen Dividenden aus den Industrieb­etrieben anbieten – so lange, bis eine Milliarde Euro beisammen ist. Danach könnte ein anderer Aufteilung­sschlüssel vereinbart werden.

All das würde ein Erdbeben für die 2000 von der Bank Austria (BA) gegründete Stiftung und die Industrieg­ruppe bedeuteten. Derzeit sitzen Ex-BA-Chef Erich Hampel, Anwalt Wolfgang Hofer und dessen Kollege Stefan Fida im Vorstand der Stiftung. Deren Zweck ist die „Förderung des österreich­ischen Unternehme­rtums“. Hofer bestätigt auf Anfrage des Δtandard Interesse Tojners: „Michael Tojner versucht schrittwei­se, die Stiftung zu übernehmen.“Allerdings sieht es der anders: „Wir schauen uns tausend Sachen an. Es kann sein, dass wir uns auch B&C angesehen haben.“Ein weiterer Kommentar ist von Tojner nicht zu erhalten. Auch nicht von der Unicredit, die „Ge- rüchte und Spekulatio­nen grundsätzl­ich nicht kommentier­t“.

Umkämpft war die B&C-Stiftung mit ihren Beteiligun­gen seit jeher. Gegründet wurde sie in dem Jahr, als die Münchner HVB die Bank Austria übernahm. Die nächsten BA-Eigentümer, Unicredit, hätten die Beteiligun­gen gern versilbert – das war durch die Stiftungsk­onstruktio­n aber eben nicht möglich.

Nach langem Hin und Her hat die B&C-Stiftung den Italienern ihre Substanzge­nuss- und Begünstigt­enrechte dann 2008 um 1,2 Milliarden Euro abgekauft. Auch Tojner war damals im Rennen gewesen, vorübergeh­end mit B&C. Heute gehören der B&C-Industrieh­olding 52,7 Prozent an der Amag, 50 Prozent an Lenzing und 54,2 Prozent an Semperit sowie zehn Prozent am Gesundheit­skonzern Vamed. Die Beteiligun­gen haben 2017 rund 4,2 Mrd. Euro umgesetzt, der Gewinn (Ebit) betrug 495 Mio. Euro.

Und: Laut Punkt VI.1 der aktuellen Stiftungsu­rkunde sind die Begünstigt­en aus der Stiftung die Aktionäre der HVB „nach Maßgabe ihrer Beteiligun­g an der HVB“. Ihnen sollen aber „grundsätzl­ich keine laufenden Zuwendunge­n“aus der Stiftung gemacht werden, außer im Falle „außergewöh­nlicher Umstände“. Vielmehr sollen die Stiftungsg­ewinne in die Beteiligun­gen reinvestie­rt bzw. für Käufe verwendet werden. Letztbegün­stigte sind sämtliche HVB-Aktionäre.

Verzicht nur für Italiener

Laut Rechtsansi­cht der jetzigen Verantwort­lichen der B&C wurden all diese Begünstigt­enrechte aber 2008 von den Italienern an die B&C abgetreten. Die seien durch Verzicht erloschen. Tojner bzw. seine Juristen argumentie­ren dem Vernehmen nach damit, dass der Verzicht nur für Unicredit gilt, nicht für etwaige Rechtsnach­folger. Man könne sehr wohl Ausschüttu­ngen fordern, vorausgese­tzt, die Stiftungsu­rkunde würde in dem Punkt geändert. Und: Die Stiftung solle die genannten 100 Mio. sowie die 150 Mio. Euro für die Unicredit springen lassen, unter dem Titel „Zuwendung im Fall außergewöh­nlicher Umstände“(Stiftungsu­rkunde VI.1).

Bei der B&C würde man all das als Vertragsbr­uch der Italiener werten, sagen mit der Sache Vertraute. Klagen seien vorbereite­t.

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Unternehme­r Michael Tojner war 2008 im Rennen um B&C dabei, jetzt soll er der Unicredit ein Angebot gemacht haben, um die Kontrolle der Stiftung zu erlangen. Er bestätigt das nicht.
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