Brexit-Appell für „Business as usual“in der Forschung
Britische Delegation will in Österreich Brexit- Sorgen zerstreuen, ist aber selbst nicht ganz unbekümmert
Eines, das betont Vivienne Stern immer wieder, ist ihr wichtig: Keep calm, carry on. „Wir wissen, dass die Dinge ein bisschen kompliziert sind“, sagt die Chefin der Rektorenorganisation Universities UK am Freitag zum aber trotz Brexits sage sie ihren EU-Partnern immer wieder: „Arbeitet weiter mit uns, forscht weiter in Großbritannien, schickt weiter ErasmusStudenten. Wir tun dasselbe“.
Stern war als Teil einer elfköpfigen Delegation am Freitag in Wien, um unter anderem mit Bildungsminister Heinz Faßmann und Eva Blimlinger von der Universitätenkonferenz über die Folgen des EU-Austritts zu sprechen. Wichtig sei, dass es weiterhin Vertrauen darein gebe, dass laufende Projekte auch nach dem Brexit stattfinden und der Austausch von Studentinnen und Wissenschafterinnen ungefährdet sei.
Freilich, sagt sie, spüre sie dennoch, dass sich die Kollegen Fragen stellen: „Das entspricht der menschlichen Natur. Was bedeutet es, wenn man sich mit britischen Kollegen um Förderung bewirbt? Schadet es uns, wenn unsere Projektleiterin aus Großbritannien kommt?“Nein, lautet Sterns Botschaft. London garantiert unilateral sogar für den Fall eines Brexits ohne Deal die Finanzierung schon eingereichter Projekte.
Für diesen schlimmsten Fall plant Stern trotzdem, „obwohl ich nicht glaube, dass es dazu kommt“. Dann müsse Großbritannien sich um Assoziierungsabkommen in EU-Projekten bewerben, ähnlich wie Kanada oder Israel. Das abzulehnen, das müsse man auch EU-Politikern klar- machen, würde die EU-Forschung insgesamt schwächen: „Immerhin spielen wir in UK in der Forschungs-Premier-League“.
Ob sie auch positive Aspekte des Brexits sehe? Man könne das vielleicht so sehen, meint Stern: „Der Brexit hat unsere Gedanken stärker auf die internationale Zusammenarbeit fokussiert“, das gelte für Europa wie für außereuropäische Staaten. Insgesamt sei es nun zentral, auch im Inland klarzumachen, dass Forschung wichtig für das tägliche Leben sei: „Der Brexit hat auch gezeigt, in welchem Ausmaß wir nur noch untereinander gesprochen haben.“pInterview: derStandard.at/Brexit