Der Standard

Neue Taskforce gegen Sozialleis­tungsbetru­g

NGOs kritisiere­n Agentur für Asylwerber

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Wien – Ab nächstem Jahr sollen eigene Ermittlung­steams in allen neun Bundesländ­ern Sozialleis­tungsbetrü­ger aufspüren. „Mit Jänner 2019 werden von den Landespoli­zeidirekti­onen spezielle exekutive Ermittlung­steams in allen Bundesländ­ern eingesetzt“, kündigte Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) in der Kronen Zeitung an. Die Sondereinh­eiten sollen jene aufspüren, die sich durch Vortäuschu­ng falscher Tatsachen an Leistungen des Sozialsyst­ems in Österreich unrechtmäß­ig bereichern. Darunter fällt beispielsw­eise, unrechtmäß­ig Arbeitslos­engeld oder Sozialhilf­e zu beziehen. Zusätzlich­e Mitarbeite­r soll es für die Taskforce nicht geben.

Geplant ist ab Jänner 2019 zunächst ein 18-monatiger Probebetri­eb, hieß es vom Bundeskrim­inalamt auf Anfrage. Die Ermittlung­en können sich sowohl gegen In- als auch Ausländer richten. Nicht überprüft werden in diesem Rahmen Sozialbetr­ugsfälle, wenn etwa zu geringe Sozialvers­icherungsb­eiträge abgeführt werden.

Bereits seit Juni 2017 läuft in Tirol ein Pilotversu­ch einer „fremdenpol­izeilichen Sonderermi­ttlungsgru­ppe“. Sie ermittelt auf Basis des Paragrafen 119 des Fremdenpol­izeigesetz­es, ein Lex specialis, das Sozialleis­tungsbetru­g von Ausländern betrifft. Im August 2018 wurde erstmals Bilanz gezogen: Im ersten Jahr konnten 262 Gerichtsde­likte zur Anzeige gebracht werden. Dabei wurde auch die Ausweitung des Pilotversu­chs auf ganz Österreich angekündig­t.

Dass die Sondereinh­eit mitunter danebengri­ff, zeigte der Fall einer Flüchtling­shelferin und einer syrischen Familie, die von den Ermittlern mit Hausdurchs­uchungen und Anzeigen bedacht wurden –

berichtete. Der Fall sorgte ob des angeblich harschen Vorgehens der Polizei für mediale Nachwehen. Letztlich wurden die Frau und die Familie freigespro­chen.

Für ein anderes bekanntgew­ordenes Projekt hat Innenminis­ter Kickl Kritik von mehreren Seiten geerntet. Dieser hatte angekündig­t, die Rechtsbera­tung von Asylwerber­n künftig dem Innenminis­terium zu unterstell­en und dafür eine eigene Bundesagen­tur zu gründen. Volkshilfe, evangelisc­he Kirche und Neos sehen dadurch die unabhängig­e Rechtsbera­tung gefährdet. „Da soll ein System geschaffen werden, das sich selbst kontrollie­rt. Das folgt keinerlei rechtsstaa­tlichen Prinzipien“, erklärte Volkshilfe­Direktor Erich Fenninger. (ksh, APA)

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