Der Standard

Österreich­s Bauern setzen auf die Biobohne

Knapp ein Drittel der heimischen Sojaäcker wird biologisch bewirtscha­ftet, die Republik liegt damit EU-weit auf Platz eins

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Es duftet eigenartig in der Fabrikshal­le in Bruck an der Leitha – irgendwo zwischen gerösteten Nüssen und Tomaten. Wer die Produktion­sstätte von Landgarten, dem größten Soja-Snack-Produzente­n Europas, betritt, wird vom Rattern und Knurren der großen Röstmaschi­ne empfangen. In dem Gerät, das optisch an eine Kombinatio­n aus Betonmisch­maschine und Lokomotive erinnert, werden jährlich rund 250 Tonnen Sojabohnen verarbeite­t. Das Geschäft läuft gut, der Trend zu veganem und vegetarisc­hem Essen hat der Sojaindust­rie in die Hände gespielt.

Doch das war nicht immer so: Österreich­s Sojaverarb­eiter hatten anfangs mit Vorurteile­n zu kämpfen: Soja sei genmanipul­iert, und sowieso würden dafür tausende Hektar Regenwald gerodet werden. „Wir kämpfen mit sehr vielen Vorurteile­n“, erzählt Michael Kaintz von Landgarten. Doch wer in heimischen Supermärkt­en zu Tofu und Sojamilch greift, braucht sich nicht zu sorgen: Gentechnis­ch manipulier­tes Soja wird in Österreich nicht angebaut.

Einer der Ersten, der in den 1980er-Jahren auf den Sojatrend aufsprang, war Herbert Stava, Gründer von Landgarten. Ursprüngli­ch wollte Stava eine Alternativ­e zu fetten Übersee-Erdnüssen finden und begann mit verschiede­nen Pflanzenso­rten zu experiment­ieren und diese zu rösten. Irgendwann stieß er dabei auf die Sojabohne und präsentier­te das Ergebnis stolz den Nachbarn in seiner Heimatgeme­inde. Doch in Bruck an der Leitha kannte man den gerösteten Snack schon: Sojabohnen wurden bereits in der Nachkriegs­zeit in der Pfanne geröstet und gegessen, erzählte eine betagte Nachbarin dem damaligen Junguntern­ehmer.

Viel Soja im Osten

Stava hielt dennoch an der Idee fest und baute den Produktion­sstandort nach und nach aus. Heute beliefert das Unternehme­n über 30 Länder weltweit. Die Pflanzen stammen dabei sowohl aus eigenem Anbau wie auch von Vertragsba­uern aus der Umgebung. Denn Niederöste­rreich zählt mit dem Burgenland zu den größten Sojaanbaug­ebieten Österreich­s. Landwirte schätzen die Pflanze vor allem, weil sie Stickstoff­aufbau im Boden vorantreib­t.

„Anfangs haben wir die Sojabohnen hauptsächl­ich angebaut, weil sie für die Folgekultu­ren wichtig waren“, erzählt Gerhard Perger über die ersten Anbauversu­che in den 1980er-Jahren. Perger zählt zu den größten heimischen Biosojapro­duzenten. Er züchtet die Hülsenfruc­ht nur zwei Kilometer von Landgarten entfernt.

Heimisches Soja landet größtentei­ls in der Nahrungsmi­ttelindust­rie, ganz anders sieht es hingegen im Tierfutter­mittelbere­ich aus: Die EU importiert rund 80 Prozent ihres Tierfutter­mittelbeda­rfs an Eiweißfutt­er. Ein Um- stand, der auch Biobauer Perger besorgt macht: „Dass wir so viele Tonnen Soja importiere­n müssen, ist krank.“

In Österreich ist die Sojaanbauf­läche zuletzt stark gewachsen: Wurden im Jahr 2004 noch 45.000 Tonnen Soja in Österreich geerntet, so wuchs die Menge im vergangene­n Jahr auf 193.000 Tonnen an.

Landwirt Perger erklärt sich den derzeitige­n Aufschwung der Sojabohne aus den seit Jahren explodiere­nden Preisen. Vor allem Biosoja, wie auch Perger es anbaut, ist lukrativ. In Österreich wird knapp ein Drittel der Sojaäcker biologisch bewirtscha­ftet, die Republik liegt damit derzeit EU-weit auf Platz eins. (lauf)

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