Der Standard

Schiefe Politzitat­e im Rabenhof

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Man darf in Österreich oft schon froh sein, wenn von der Ära eines Politikers nicht mehr übrigbleib­t als ein paar schief formuliert­e Sätze: keine Korruption­svorwürfe, keine Millioneng­räber und dergleiche­n. Solche Verbaltrou­vaillen der heimischen Staatsoper­ette stellen ProfilJour­nalist Michael Nikbakhsh und Autor Klaus Oppitz im Wiener Rabenhof dem Publikum zur Diskussion: Wer hat’s gesagt?

Niemand nennt uns Mitzi! – beim Titel des zweistündi­gen Programms fällt die Antwort leicht. Wer aber hat die widersprüc­hliche Kreation „Gesamtface­tte“ausgeheckt und sie der „Einzelface­tte“gegenüberg­estellt?

Man kann sich am wilden Mix aus Wort- und Bildfetzen der vergangene­n Jahre schwer satthören und sattsehen. Manches ist bloß heiter. Etwa die Fallfehler in den Tweets von Kanzler Kurz. Karl-Heinz Grassers Versuch, die Tatsache von der Realität zu scheiden. Oder Harald Vilimskys sichtlich schmerzhaf­ter Taser-Selbsttest, der das Premierenp­ublikum auch beim dritten Abspielen noch amüsiert johlen ließ.

Es ist aber auch ein Abend der gezielten Nullsummen­sätze, semantisch­en Nebelgrana­ten und stumpfen Schlagwort­gewitter („Entlastung“, ÖVP). Nikbakhsh und Oppitz erfinden als Steigerung­sstufe der politische­n Außenkommu­nikation von MessageCon­trol und Image-Control die Out of Control. Wo die Leere Absicht ist und nicht mehr nur Unvermögen, wird sie zur echten Gefahr für die Demokratie. (wurm) Termine am 28. 10. und 9. 11.

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