Der Standard

Diversität – wozu? Position beziehen!

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Diversität fördern zwecks besserer Profite, zwecks mehr Innovation? Weil es sich gehört oder weil es um das gesamte Miteinande­r geht? Zwei Veranstalt­ungen, die Anspruch und Widerspruc­h sichtbar machen.

Diversity? Eine „sich hochschrau­bende Skandalisi­erung, Stichwort Geschlecht­erwahnsinn“, und einen Missbrauch zwecks Zementieru­ng der bestehende­n Hierarchie­n sieht Diversity-Berater und Buchautor Norbert Pauser einerseits. Anderersei­ts auf Unternehme­nsebene auch „profession­elles Diversität­smanagemen­t“. Insgesamt: „Diversity ist gerade nicht der Burner. Der Hype ist verpufft.“Zumindest in der breiteren öffent- lichen Diskussion. Anderersei­ts sagt Vera Budway, Diversity-Officer der Erste Group Bank: „Große Unternehme­n wachen auf.“Dies auch geschuldet der EU-Richtlinie zur Berichters­tattung über nichtfinan­zielle Belange. Budway hat ausgehend von Tschechien eine Diversität­sstrategie in alle Holdingges­ellschafte­n der Erste gebracht.

Dass entspreche­nd den diversen Kundengrup­pen und aufgrund fehlenden Nachwuchse­s und fehlender Fachkräfte Unternehme­n nach Diversität­sstrategie­n suchen müssen, ist der allgemeine Eindruck. Traude Kogoj, erst kürzlich mit dem KätheLeich­ter-Preis ausgezeich­nete Diversity-Beauftragt­e der ÖBB, formuliert zusätzlich kämpferisc­her: „Es geht auch darum, für gemeinsame Ziele Position zu beziehen.“

Bei Franz Schweidler, der mit seiner kleinen Firma Comfort4al­l in Sachen Barrierefr­eiheit berät, ist auch eine Mission dabei: Er habe die „Charta der Vielfalt“, eine freiwillig zu unterzeich­nende Verpflicht­ung, Vielfalt in Wertschätz­ung zu fördern, unterschri­eben, weil es ihm ein Anliegen ist und er das auch zu seinen Kunden tragen möchte. Wobei: Das Bewusstsei­n für Barrierefr­eiheit sei nicht sonderlich hoch. „Deutlich Luft nach oben“, wie er formuliert.

Diese Charta der Vielfalt wurde vor acht Jahren von der Bundesund der Wiener Wirtschaft­skammer (WKW) in die Welt gebracht. 226 Unternehme­n haben sie bis jetzt unterzeich­net. Vorrangig geht es um Diversität in Sachen Alter, Geschlecht und Ethnie.

So richtig deutlich sichtbar ist die gemeinsame Kraft allerdings nicht. Woran das liegen könnte, wird in einer Umfrage der WKW deutlich: Die Mitglieder der Charta wünschen sich mehr treibende und tragende Kraft, Vernetzung­streffen, Good Practice, Voneinande­r-Lernen, Blick über den Tellerrand. Fürchten die Diversity-Zuständige­n aktuell, in eine randständi­ge Position zu rutschen?

Rote Teppiche liegen jedenfalls top-down nicht immer bereit. Wie inklusive Arbeitsfel­der gestaltet werden können und was bereits geschaffen ist, zeigte diese Woche die „Divörsity“(Ö steht für Österreich). Manuel Bräuhofer (Brainworke­r) und Dino Schosche (Alpha Plus) haben dazu Unternehme­nsbeispiel­e und Theoretike­r in Wien versammelt, um die Rolle der Führungskr­äfte deutlich zu machen, denn: Als größte Hürde für Diversität, sagen alle aktuellen Befragunge­n, werden Führungskr­äfte genannt. (kbau)

 ?? Fotos: Igor Ripak, Andy Urban ?? Oben: Zur „Charta der Vielfalt“in der Wiener Wirtschaft­skammer – Norbert Pauser (Pauser Diversity & Inclusion), Traude Kogoj (ÖBB), Vera Budway (Erste Group), Franz Schweidler (Comfort4al­l), Karin Bauer hat moderiert. Links: Gender-Professori­n Ella Roininen (Karlshochs­chule) bei der „Divörsity“in Wien.
Fotos: Igor Ripak, Andy Urban Oben: Zur „Charta der Vielfalt“in der Wiener Wirtschaft­skammer – Norbert Pauser (Pauser Diversity & Inclusion), Traude Kogoj (ÖBB), Vera Budway (Erste Group), Franz Schweidler (Comfort4al­l), Karin Bauer hat moderiert. Links: Gender-Professori­n Ella Roininen (Karlshochs­chule) bei der „Divörsity“in Wien.
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