Der Standard

Kopf des Tages

Kitesurfer, der Gegenwind geradezu liebt

- Günther Strobl

Der Investor Michael Tojner versucht mithilfe der Unicredit die Kontrolle über die B&C-Privatstif­tung zu erlangen.

Konfliktsc­heu ist er wahrlich nicht. Dass es bei Projekten mitunter etwas laut zugeht, wenn Michael Tojner seine Hände im Spiel hat – geschenkt. Aufgeben bei Gegenwind ist so ziemlich das Letzte, was dem 52-jährigen begeistert­en Kitesurfer in den Sinn käme.

Das dürfte die von Tojner geplante Übernahme der B&C-Privatstif­tung, jüngster Akt in einer langen Reihe unternehme­risch teils grenzgänge­rischer Aktionen, noch spannend machen. Jedenfalls hat die Leitung der Privatstif­tung, in der ehemalige BankAustri­a-Industrieb­eteiligung­en verwaltet werden, das Vorhaben nach dem Δtandard- Bericht vom Wochenende postwenden­d als „feindlich“bezeichnet und Widerstand angekündig­t.

Einer breiteren Öffentlich­keit wurde Tojner mit dem Heumarkt-Projekt in Wien bekannt. Wo heute das in die Jahre gekommene Hotel Interconti­nental steht und der Eislaufver­ein sein Domizil hat, soll alles neu werden, inklusive eines 66 Meter hohen Turms. Mit seinen Plänen hat Investor Tojner einen Keil in die Wiener Grünen getrieben, wo Teile des SPÖ-Juniorpart­ners für das Projekt gestimmt und damit einen ebenfalls großen Teil von Umweltbewe­gten vor den Kopf gestoßen haben. Über allem hängt der mögliche Verlust des Weltkultur­erbestatus von Wien.

Letzteres ficht Tojner nicht an. „Weil ich der Meinung bin, dass sich eine Stadt verändern muss“, wie er in einem

Δtandard- Interview einmal sagte. Geschäftli­ch verändert hat sich der Selfmademi­llionär viel und oft. Tojners Mutter, die ihn nach dem Erzengel Michael benannt hat, dem Wappentier der Stadt Haag war Volksschul­lehrerin; sein Vater hatte eine kleine Installate­ursfirma. Dort, sagt Tojner, habe er Unternehme­rtum im kleinen Ausmaß mitbekomme­n.

Vor seinem Wechsel nach Wien, wo er Betriebswi­rtschaft und Jus studierte, kaufte sich Tojner auf Pump einen Ford Escort. Einen Teil der Summe zahlte er ab, indem er Mitfahrgel­egenheiten anbot.

Seine erste Million Schilling machte Tojner im Alter von 23. Drei Jahre zuvor hatte er mit einem mobilen Eisverkauf vor dem Schloss Schönbrunn begonnen – Aufwärmübu­ngen für später und für Größeres. Seine spätere Firma Global Equity Partners war an gut 50 Start-ups und Hightechfi­rmen beteiligt und brachte etwa Bwin und Varta an die Börse. Heute konzentrie­rt sich der sechsfache Vater vor allem auf sein Industriek­onglomerat Montana Tech.

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Foto: APA / Hochmuth Immer für eine Erregung gut: Selfmademi­llionär Michael Tojner.

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