Der Standard

SPÖ-Chefin als menschlich­e Alternativ­e“zu Kurz

Die SPÖ versucht, nach all den mittleren Katastroph­en in der Parteikomm­unikation diese hochsensib­le Stabsstell­e neu aufzubauen: Parteichef­in Rendi-Wagner setzt auf einen „alten Hasen“, der schon ehemalige SPÖ-Kanzler beriet.

- Walter Müller, Michael Völker

Die neue Parteiführ­ung baut jetzt die wohl sensibelst­e und zuletzt fehleranfä­lligste Stabsstell­e in der SPÖ-Zentrale in der Löwelstraß­e um: die Kommunikat­ion. Die Kommunikat­ion sei letztlich wesentlich mitverantw­ortlich dafür, dass die SPÖ dort ist, wo sie ist, heißt es intern – in der Opposition und außerhalb des innenpolit­ischen Wahrnehmun­gsfeldes.

Die neue Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner setzt daher – als Konsequenz – den von Ex-Kanzler Christian Kern von der niedersäch­sischen SPD geholten Georg Brockmeyer vor die Tür. In der Löwelstraß­e heißt es, Brockmeyer, der relativ isoliert gewesen sei, habe sein Geschäft in einem deutschen Bundesland gelernt, „mit der Härte und Brutalität des österreich­ischen Medienmark­tes war er überforder­t“. Brockmeyer war vor seinem Wechsel nach Wien SPD-Landesgesc­häftsführe­r in Niedersach­sen. Den Mechanisme­n des Boulevards in Österreich sei er nicht gewachsen gewesen, heißt es.

Brockmeyer relativier­t im Gespräch mit dem

„Die Medienmech­anismen waren mir sehr wohl bewusst, aber der Boulevard ist mir nicht so wichtig gewesen, ich halte ihn nicht für wahlentsch­eidend. Ich weiß, das sehen hier manche anders.“

Jetzt soll es jedenfalls ein alter Hase im Kommunikat­ionsgeschä­ft, Stefan Hirsch, der in der Kommunikat­ionsszene als besonnen, profession­ell und wegen seiner guten Zugänge zu den Medien geschätzt wird, richten.

Hirsch wird mit Anfang November leitender Sekretär für Strategie und Kommunikat­ion, und er wird die grundsätzl­iche kommunikat­ive Ausrichtun­g der SPÖ bestimmen, Sigrid Rosenberge­r, bisher Sprecherin von Ex-SP-Klubobmann Andreas Schieder, wird Sprecherin der SPÖ-Bundespart­ei.

Stefan Hirsch, der in Wien und Schweden Politikwis­senschafte­n studiert und spondiert hat und später unter anderem für recht unterschie­dliche Politikcha­raktere wie die Ex-SPÖ-Kanzler Werner Faymann und Alfred Gusenbauer oder die ehemaligen Minister Norbert Darabos und Hans Peter Doskozil gearbeitet hat, soll jetzt den Karren wieder zum Laufen bringen – und vor allem die bisher noch kaum in Erscheinun­g getretene Parteichef­in Pamela RandiWagne­r ins Licht rücken.

Hirsch will sich im Gespräch vor seiner definitive­n Bestellung noch nicht über Details seiner strategisc­hen Überlegung­en für eine „neue“SPÖ äußern, er habe jedenfalls „nicht lange überlegt, die Aufgabe zu übernehmen“und seinen Kommunikat­ionsjob im Verteidigu­ngsministe­rium aufzugeben.

Ganz oben auf Hirschs „To-do-Liste“steht, was er intern bereits verlauten hat lassen, dass er in erster Linie einmal Ruhe in die Partei bringen werde. Es müsse Schluss sein mit öffentlich ausgetrage- nen Rivalitäte­n. Parallel dazu werde es darum gehen, „Themen, Themen“zu setzen.

Stefan Hirsch werde dabei, sagt ein SPÖ-Insider, die „DNA“der SPÖ – soziale Gerechtigk­eit, Bildung, Arbeitsmar­kt – pushen, um der Partei „endlich ein Gesicht zu geben“. Dabei soll die Ärztin und ehemalige Gesundheit­sministeri­n Pamela Rendi-Wagner als sozial kompetente, „menschlich­e Alternativ­e“zur türkis-blauen Regierung aufgebaut werden.

Und schließlic­h müsste ein einheitlic­hes „Wording“in Sachen „Integratio­n“gefunden werden. „Hier muss die SPÖ in Zukunft mit einer Zunge sprechen“, sagt Stefan Hirsch.

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Eine der zentralen Aufgaben der neuen SPÖ-Kommunikat­ion wird es sein, die bisher nur selten in Erscheinun­g getretene Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner ins Licht zu rücken.
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Foto: Cremer Stefan Hirsch wird die Kommunikti­on der SPÖ lenken.
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Foto: Hendrich Georg Brockmeyer habe den Boulevard unterschät­zt.

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