Der Standard

Strategien gegen Extremismu­s

Politik und Zivilgesel­lschaft setzen auf Prävention

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Wien – Gefährlich­e „Rückkehrer“aus dem Syrienkrie­g, radikalisi­erte Jugendlich­e, aufgehetzt­e Gewalttäte­r – Österreich hat ein Extremismu­sproblem. Darin sind sich viele Experten der österreich­ischen Extremismu­spräventio­ns- und Deradikali­sierungsar­beit einig. Zusammen mit dem Bundesmini­sterium für Inneres (BMI) schufen sie einen Plan, um Extremismu­s zu stoppen und Demokratie und Rechtsstaa­t zu stärken.

Am Dienstag gab es dazu im Innenminis­terium einen „Prävention­sgipfel“, Minister Herbert Kickl (FPÖ) sagte kurzfristi­g ab und ließ sich von seinem Kabinettsc­hef Reinhard Teufel vertreten. „Radikalisi­erung findet Schritt für Schritt statt“, warnte er. Als Extremist gelte derjenige, der die Demokratie schwächen wolle und bereit sei, Gewalt anzuwenden, um seine Ideologie durchzuset­zen. Um diese Gefahr abzuwenden, müssten staatliche Behörden einerseits repressive Maßnahmen setzen, noch wichtiger seien allerdings präventive Lösungen, um Radikalisi­erung zu verhindern oder einen Ausstieg aus dem extremisti­schen Milieu zu ermögliche­n. Ansetzen müsse man schon bei der Kinder- und Jugendarbe­it.

Radikalisi­erung als Tabu

Insgesamt haben mehr als 70 Experten unterschie­dlicher Berufsgrup­pen ihre Erfahrung in ein Strategiep­apier einfließen lassen. Eine dieser Expertinne­n ist Edit Schlaffer, Gründerin des Vereins „Frauen ohne Grenzen“. Sie ist überzeugt, dass die Mütter am nächsten an gefährdete­n Jugendlich­en, die in den Extremismu­s abzudrifte­n drohen, dran sind. „Die Mütter müssen gestärkt und geschult werden“, sagte Schlaffer, insbesonde­re um über das Thema sprechen zu können, denn: „Radikalisi­erung ist ein Tabuthema“.

Fazit der Experten: Die beste Prävention gegen Extremismu­s seien ein starkes demokratis­ches Bewusstsei­n, gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme sowie die Inklusion in Arbeitswel­t und Gesellscha­ft. (ajb)

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