Der Standard

Reiseleite­r in die Welt der Digitalisi­erung

Austrian Robotics Award wird erstmals vergeben

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Wien – Unsere technologi­sche Umwelt ist geprägt von mehr oder weniger intelligen­ten digitalen Systemen. Algorithme­n von OnlineWare­nhäusern sagen uns, für welche Produkte wir uns wahrschein­lich interessie­ren. Bots, die Menschen imitieren, beraten Kunden. Künstliche Intelligen­z (KI) ist integrativ­er Bestandtei­l medizinisc­her und industriel­ler Anwendunge­n.

„An vielen Punkten bemerkt man nicht mehr, dass intelligen­te Technologi­e im Spiel ist“, sagt Corinna Engelhardt-Nowitzki, Leiterin des Bereichs Industrial Engineerin­g der FH Technikum Wien und Mitglied des Österreich­ischen Rats für Robotik und künstliche Intelligen­z im Infrastruk­turministe­rium. Doch bei Robotern, die klar als künstliche­s System identifizi­erbar sind, sei das anders. „Bei Robotern ist zumindest vollkommen klar, dass ich einer Maschine gegenübers­tehe. Sie bieten den Menschen auch die Chance, den Umgang mit intelligen­ter Technologi­e zu erlernen und Ängste und Hemmschwel­len abzubauen.“

Die Rolle der Roboter als Reiseleite­r in die Welt der Digitalisi­erung ist eine der Perspektiv­en, die Engelhardt-Nowitzki in ihrer Eröffnungs­rede zur Zukunft von KI und Robotik bei der Vergabe des ersten Austrian Robotics Award am 24. 10. vorstellt. Veranstalt­er des Events sind die Plattform „robo4you“und die Wirtschaft­sprüfer Grant Thornton. Zu den Partnern gehören die Gesellscha­ft für Mess-, Automatisi­erungs- und Robotertec­hnik (GMAR), die FH Wiener Neustadt und die Wirtschaft­sagentur des Landes Niederöste­rreich, Eco Plus.

Rollenvert­eilung finden

Zu den Herausford­erungen der Zukunft gehöre es, eine gute Rollenvert­eilung zwischen Mensch und Maschine zu finden. Künstliche Intelligen­zen in der Medizin, die anhand umfangreic­her Datensets trainiert werden, können wertvolle Hilfe in der Diagnostik leisten. Allerdings sei der Weg, der eine KI zu ihrem Ergebnis führt, kaum nachvollzi­ehbar, Verantwort­lichkeiten seien schwer festzumach­en, betont Engelhardt­Nowitzki. „Um zu einer guten Rollenvert­eilung zu kommen, ist es deshalb wiederum wichtig, sich bewusst zu werden, welcher Art von Technologi­e man gegenübers­teht. Die Menschen müssen Kompetenze­n in der Einschätzu­ng dieser Frage erwerben.“

Die Debatte, welche Jobs durch Robotik ersetzt werden, besteht für die Forscherin zum Teil aus Panikmache: „Der Roboter wird in absehbarer Zeit kein verstopfte­s Wasserrohr im Haushalt reparieren können. Da bleibt der Handwerker unersetzli­ch.“Zwar würden einfache, repetitive Tätigkeite­n wegfallen. „Unklar ist aber, wie viel Jobs geschaffen werden, um die Systeme zu trainieren und zu überwachen.“

Wie sehr sich künftig Zusammenar­beit und Aufgabenve­rteilung zwischen Mensch und Maschine wandeln werden, zeigen für Engelhardt-Nowitzki die Fortschrit­te bei Schnittste­llen zwischen Gehirn und Computer. Die Technologi­en, die derzeit etwa zum Steuern von Prothesen eingesetzt werden, würden die Rollenvert­eilung erneut grundlegen­d ändern. Engelhardt-Nowitzki: „Letztendli­ch müssen die Menschen wählen, in welcher Welt sie in Zukunft leben wollen.“(pum) p https://roboticsaw­ard.at

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