Der Standard

Dann lieber zu Dr. Humbug

- Sebastian Fellner

Scharlatan­en wird das Handwerk gelegt. Die Bundesregi­erung schließt eine Gesetzeslü­cke, deren Absurdität man sich auf der Zunge zergehen lassen muss: Wer Aufgaben eines Arztes übernimmt (also diagnostiz­iert, behandelt, Heilmittel verordnet), wird derzeit bestraft – aber nur, wenn die Methode ein „Mindestmaß an Rationalit­ät“erfüllt. Soll heißen: Je unwissensc­haftlicher eine Behandlung, desto weniger Handhabe hat der Staat. Selbsterna­nnte Wunderheil­er haben dagegen freie Hand.

Das kommt einem Freibrief für allerlei Schwindler gleich. Verzweifel­te Menschen kommen zu ihnen – entweder enttäuscht von der wissenscha­ftlich fundierten, evidenzbas­ierten Medizin oder immer schon skeptisch ihr gegenüber. Es sind kranke Menschen, die Hilfe brauchen – von einer Ärztin, nicht von der Esoterik.

Mit der Novelle des Ärztegeset­zes schließt Gesundheit­sministeri­n Beate Hartinger-Klein (FPÖ) diese Lücke, und das ist gut so. Zu viele Menschen leiden unnötig, weil Quacksalbe­r sie von der Schulmediz­in fernhalten.

Dass die Reform „komplement­är- und alternativ­medizinisc­he Methoden“explizit ins ärztliche Berufsbild aufnimmt, ist allerdings ein Wermutstro­pfen. Behandlung­en ohne wissenscha­ftliche Grundlage werden damit legitimier­t. Es wird aber immer Menschen geben, die Alternativ­en zu echter Medizin suchen – und es ist besser, sie finden sie bei einem Arzt, der die Schulmediz­in zumindest beherrscht.

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