Der Standard

Viele kleine Feuer

- Lara Hagen

Besonders aus der Wiener SPÖ hört man gerne die launige Frage, wo denn die Beweise für den riesigen politische­n Skandal seien, den die Opposition beim Megabaupro­jekt Krankenhau­s Nord sieht. Die Antwort ist einfach: Es gibt sie in der Form nicht. Es gibt etwa keinen Alleinschu­ldigen, der irgendwo einen Geldkoffer abgeholt hat. Es gab keine strikten Anweisunge­n aus der Politik, wer den Architektu­rwettbewer­b gewinnen soll, welches Grundstück es werden soll oder wer Generaldir­ektor des KAV werden soll. Dafür gab es Wettbewerb­e, und die sind mehreren Zeugen zufolge korrekt abgelaufen. Das muss in aller Deutlichke­it gesagt werden.

Wer aber nur nach einem eindeutige­n Beweis Ausschau hält, verliert jene problemati­schen Entwicklun­gen aus den Augen, die die Untersuchu­ngskommiss­ion sehr wohl ans Licht gebracht hat: etwa, dass der oberste Finanzbeam­te der Stadt, der sich regelmäßig über alle Großprojek­te – also auch das Spital – informiert­e, gleichzeit­ig im Aufsichtsr­at einer Firma sitzt, die das Spital ursprüngli­ch bauen und an die Stadt vermieten sollte; oder dass der ehemalige KAVChef Udo Janßen beschreibt, wie schwierig es war, zwischen Management­zwängen und Wünschen aus der SPÖ – inklusive Maulkorb – zu manövriere­n.

Die Kommission wird bis zu ihrem Abschluss keinen rauchenden Colt finden, aber viele kleine Feuer, die zum Großbrand führten. Das sollte die SPÖ endlich eingestehe­n.

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