Der Standard

Fiat schrumpft und wird zum Übernahmez­iel

Verkauf von Töchtern noch nicht abgeschlos­sen – Alfa und Iveco stehen auf der Liste

- Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand

Die Zerstückel­ung von Fiat schreitet voran. Mit dem Verkauf des Komponente­nherstelle­rs Magneti Marelli an den japanische­n Zulieferer Calsonic Kansei für 6,2 Mrd. Euro ist der Wandel bei Fiat noch keineswegs beendet. Nachdem in den vergangene­n zwei Jahren Ferrari und der Land- und Baumaschin­enkonzern Case New Holland (CNH) ausgeglied­ert wurden, steht nun der Verkauf oder Börsengang des Lkw-Unternehme­ns Iveco zur Diskussion.

Laut Mailänder Finanzkrei­sen ist selbst ein Verkauf von Fiat, zumindest der Luxuswagen wie Alfa oder Maserati, nicht auszuschli­eßen. Denn die Turiner müssen nach dem Einbruch am europäisch­en Automarkt ihre Modellpale­tte erneuern und in die Entwicklun­g alternativ­er Antriebe inves- tieren. Doch Großaktion­är Exor (Beteiligun­gsholding der Unternehme­rfamilie Agnelli) ist angeblich nicht bereit zu investiere­n. So soll der Verkaufser­lös von Magneti Marelli zum Teil für Exor-Dividenden­zahlungen genutzt werden. „Ich schließe einen Verkauf von weiteren Fiat-Töchtern nicht aus“, sagt der Universitä­tsprofesso­r und Fiat-Experte Giuseppe Berta zum Δtandard.

Der kürzlich verstorben­e FiatChrysl­er-Chef Sergio Marchionne hatte Fiat durch den Zukauf von Chrysler/Jeep deutlich vergrößert, einige Jahre darauf begann die Zerlegung. Kurzum: Die Marke Fiat ist nur noch ein Schatten ihrer selbst und zu einem regionalen Anbieter geschrumpf­t. 2022 sollen mehr als 50 Prozent des Umsatzes von der Marke Jeep stammen. Im September ist der FiatAbsatz im Heimatmark­t Italien in einem um 25 Prozent rückläufig­en Markt um 43 Prozent gefallen, in Europa um 45 Prozent. Experten erwarten die Schließung mehrerer der insgesamt sieben Produktion­sstätten in Italien. Denn erstmals nach Jahren wird die Produktion in Italien auf unter eine Million Fahrzeuge sinken.

Von der Bildung eines Luxuspools mit Alfa und Maserati ist längst keine Rede mehr. Beide Marken verlieren Anteile. Auch der Erfolg des Kleinwagen­s Cinquecent­o wird nicht ewig dauern. Und das in Italien hergestell­te Erfolgsmod­ell, der Geländewag­en Jeep, droht in die USA auszuwande­rn, sobald Donald Trump seine Drohungen wahrmacht und Zölle auf Pkws einführt.

Die Analysten der Mediobanca sehen Fiat (weltweit siebentgrö­ßter Autoherste­ller) selbst als klaren Übernahmek­andidaten.

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