Leicesters Drama
Leicester Citys 1:1 gegen West Ham wäre ein Allerweltsspiel gewesen. Dann stürzte der Helikopter von Vereinsboss Vichai Srivaddhanaprabha ab.
Vichai Srivaddhanaprabha war der Mann, der das Wunder von Leicester möglich machte. Dank seiner Millionen wurden die „Foxes“2015/16 sensationell Premier-League-Meister. Am Samstag stürzte der Helikopter des thailändischen Milliardärs nach Leicesters 1:1 gegen West Ham direkt neben dem Stadion ab, laut der BBC waren Srivaddhanaprabha und seine Tochter zwei der fünf Menschen an Bord.
Der Helikopter war nach dem Spiel wie so oft vom Mittelkreis des Stadions gestartet, laut Srivaddhanaprabhas Unternehmen führte ein Problem an Bord zu einem Feuer. Laut Augenzeugen habe sich die in den blau-weißen Vereinsfarben lackierte Maschine wie ein Kreisel gedreht, stürzte auf den Vereinsparkplatz und ging sofort in Flammen auf. Der Crash war in der Liveübertragung von BT Sport zu hören.
Auch am Tag danach bestätigten die Einsatzkräfte bis Redaktionsschluss keine Opfer, angesichts des völlig ausgebrannten Wracks gab es aber kaum Hoffnung auf Überlebende.
Trauer
„Das ist eine Tragödie für den Klub, ich bin verdammt traurig“, sagte Teammanager Claude Puel zu France Info. „Meine Gedanken sind bei allen von Leicester City. Eine schreckliche Tragödie. Herzzerreißend“, schrieb Klublegende Gary Lineker auf Twitter. Klubs wie Spieler im In- und Ausland nahmen Anteil, trauernde Fans legten Blumen, Trikots und Schals am Stadion nieder.
Anders als viele andere Investoren im Spitzenfußball war Srivaddhanaprabha bei den Fans stets beliebt. Der seit April 60-Jährige machte sein Geld mit Dutyfree-Shops, die großen Reichtü- mer entsprangen einem Exklusivdeal für den Flughafen Bangkok: Gemäß des von dem damaligen Premierminister und Ex-Manchester-City-Besitzer Thaksin Shinawatra abgesegneten Vertrags durfte nur Srivaddhanaprabhas „King Power“-Kette in dem zwölftgrößten Flughafen der Welt Dutyfree-Shops eröffnen.
2010 kaufte sein Asia Football Investments-Konsortium den damaligen Zweitligisten Leicester City. Im Februar 2011 wurde Srivaddhanaprabha Vorsitzender des Vereins, sein Sohn Aiyawatt wurde sein Vize. Beide trugen da- mals noch den Nachnamen Raksriaksorn, Srivaddhanaprabha erhielt seinen neuen Namen erst 2012 von dem vier Jahre später verstorbenen König Bhumibol höchstpersönlich.
Fanliebling
Srivaddhanaprabha pumpte viel Geld in den Klub, 2014 gelang der Aufstieg in die Premier League. Nachdem die „Foxes“in ihrer Debütsaison den Abstieg nur knapp verhinderten, gelang ihnen 2015/16 unter Coach Claudio Ranieri eine der größten Sensationen der Sportgeschichte: Als Abstiegskandidat in die Saison gestartet, gewann das Team dank herausragender Leistungen von Stützen wie Jamie Vardy und ÖFB-Teamspieler Christian Fuchs den Titel. Zum Start der folgenden Saison spendierte Srivaddhanaprabha den 19 im Kader verbliebenen Spielern je einen Sportwagen.
Der medienscheue Teambesitzer ließ auch den Fans immer wieder Kleinigkeiten zukommen – er subventionierte Busse zu Auswärtsspielen und verschenkte im heimischen King Power Stadium anlässlich seiner Geburtstage Bier und Kuchen.
Einzig die Entlassung von Meistertrainer Ranieri nahm ihm und Sohnemann Aiyawatt, genannt „Top“, das Klubumfeld übel. Lineker nannte das Feuern des erst zuvor als Fifa-Welttrainer ausgezeichneten Italieners „unerklärlich, unverzeihlich und herzzerreißend“.
Das war aber vergessen, als Leicester ins Champions-LeagueViertelfinale einzog und den Klassenerhalt schaffte. In der aktuellen Saison liegen die „Foxes“auf Rang zwölf, Verteidiger Fuchs kickt nach wie vor in den East Midlands. Gegen West Ham kam er nicht zum Einsatz. (sid, schau)