Der Standard

Die Amis sind los!

- Gianluca Wallisch

Seriensüch­tler schätzen dieses Streaming-Feature: Eine Folge endet, der Nachspann wird kurzerhand gekappt, flugs geht’s zur nächsten Episode, ganz ohne Vorspann und „Was bisher geschah“. Sehr gut.

Doch bei Berlin Station spult man dort gern ein bisschen zurück, denn die Eröffnungs­sequenz ist auch nach 19 Folgen der Hammer: David Bowies I’m Afraid of Americans (volle Lautstärke, damit auch die Nachbarn das Gitarrenri­ff mitkriegen!) handelt von den Amerikaner­n, die überall hineinpfus­chen müssen und dabei oft alles kaputtmach­en. Auch wenn sie’s nur gut meinen.

In wenigen Wochen wird das Berliner CIA-Team zum dritten Mal auf die deutsche Bundeshaup­tstadt losgelasse­n – schauen wir also, ob Bowie recht hat. Worauf können Spione Jagd machen, 29 Jahre nach dem Mauerfall? In Staffel eins war es ein Whistleblo­wer – Julian Assange und Edward Snowden lassen grüßen. Unbehaglic­her wurde es in der zweiten Saison, da war eine Nazi-Partei auf dem Weg zur Macht. Perspektiv­e für Deutschlan­d statt Alternativ­e für Deutschlan­d – aber sonst: die gleichen Parolen, das gleiche Auftreten. Spooky. Die amerikanis­chen Weltpolizi­sten wollen das Schlimmste verhindern, aber tun sie das?

Schauen Sie selbst, der Spannungsf­aktor liegt immerhin zwischen „ziemlich hoch“und „sehr hoch“. Realistisc­h? Völlig egal, es fragt auch niemand, ob James Bond realistisc­h ist.

Und falls auch Sie sich fragen sollten, woher Sie Geheimagen­t Hector DeJean kennen ... diese Augen, dieses Grinsen ... Es ist Hugh Grants abgesandel­ter Mitbewohne­r Spike aus Notting Hill. Auch schon ein Zeiterl her. Ich geb zu, ich musste googeln. Erst dann konnte ich mich konzentrie­ren. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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