Der Standard

Bewusst verzerrt

- Manuel Escher

Manchmal gibt es doch noch Hoffnung, aus der Geschichte zu lernen. Das findet auch Donald Trump, der wenige Minuten nach dem Terroransc­hlag auf eine Synagoge in Pittsburgh schon eine Empfehlung parat hatte: Bewaffnete Kontrollen hätten den Täter, einen neonazisti­schen Antisemite­n, am Massaker gehindert. Empfehlung­en hatte Trump auch parat, als Cesar Sayoc ein Dutzend Paketbombe­n an Adressaten verschickt­e, die Trump in seinen Reden als Feinde ausgemacht hat. Die Medien, so Trump, hätten eine Rolle zu spielen: für Ruhe sorgen.

Das ist nicht falsch: Sicherheit­skräfte sollen Anschläge verhindern, Medien sachlich berichten. Es stimmt auch, wenn Trump sagt, dass Antisemiti­smus linke Spielarten hat, von denen sich nicht alle Demokraten distanzier­en.

Und doch ist es Verzerrung. Beide Attentäter haben klar Bezug auf Ideen genommen, die Trump seit Wochen ohne jeden Beweis für den Wahlkampf nutzt: „Globaliste­n“, George Soros, der beiden unterstell­te Plan, die USA mit Migranten zu „fluten“. Wer als Präsident damit hausieren geht, muss nicht verwundert tun, wenn Neonazis das wörtlich nehmen. Wer jene lobt, die Journalist­en schlagen, sie „Volksfeind“nennt und CNN-Logos im Fadenkreuz postet, muss bei Bomben an CNN nicht verwundert tun. Das festzustel­len ist kein Bias, wie Trump nun weiszumach­en versucht – es aus angebliche­r Objektivit­ät in Zweifel zu ziehen, heißt vielmehr, sich bewusst dumm zu stellen.

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