Der Standard

Ein „Plan D“für Drozdas Bilderstre­it

- Stefan Weiss

Nur wenige Wochen ist es her, da musste sich Exkulturmi­nister Thomas Drozda als nunmehrige­r SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r des Vorwurfs aus den Niederunge­n der steirische­n Landesfrak­tion, er wäre ein „Bobo“, erwehren.

Die Figur des bourgeoise­n Bohemiens steht in der Regel sozialisti­schem Gedankengu­t nicht fern, sie rangiert auf der Feindeslis­te echter heimischer Arbeiterve­rtreter dennoch direkt hinter Ban- kiers, Mercedes-Fahrern oder den Kollegen vom Bauernbund. Der Ästhet ist dem Hackler von jeher verdächtig, selbst wenn er für dessen Sache streitet. Damals wurde Thomas Drozda also unrecht getan.

Als bewährter Spezialist für kleinere wie größere Fettnäpfe lässt dieser trotzdem nichts unversucht, Vorbehalte­n gegen ihn Auftrieb zu geben: Wie Medien aus mit Selbstkast­eiung beschäftig­ten SP-Kreisen zugetragen wurde, hat Drozda nun offenbar ein Gemälde aus Beständen des Bundes, das einst sein Ministerbü­ro zierte, ohne Genehmigun­g ins Parteibüro in der Löwelstraß­e überführt.

Reuig gestand der unbedarfte Ästhet einen „Fehler“ein und gab das Bild mittlerwei­le dem Belvedere zurück. Während die ÖVP nun genüsslich versucht, die Chose zur Staatsaffä­re hochzujazz­en, feilt Drozda in Erklärungs­not womöglich schon an einem „Plan D“:

Man könnte ja die altbewährt­e Usance der Bestückung von Ministerbü­ros mit Kunst aus Volkseigen­tum auf das gemeine Volk selbst ausdehnen: jedem Elektriker seine Lichtinsta­llation von Brigitte Kowanz! In jedes McFit eine Wurm’sche „Fat-Sculpture“! Jedem Fleischhau­er sein Nitsch! Die rote Ehre wäre gerettet.

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