Der Standard

Acht Staaten von US- Sanktionen ausgenomme­n

Iran erschwert Aufspüren seiner Tankerflot­te – Ortung nur mittels Satelliten­bilder

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Washington – Von den Ölsanktion­en der USA gegen den Iran bleiben acht Staaten übergangsw­eise ausgenomme­n, darunter zwei EULänder. Die USA würden Importe iranischen Öls durch Italien, Griechenla­nd, die Türkei, China, Indien, Japan, Südkorea und Taiwan zunächst nicht bestrafen, sagte US-Außenminis­ter Mike Pompeo am Montag.

Die USA würden ihre Anstrengun­gen aber fortsetzen, alle Nationen dazu zu bringen, Ölimporte aus dem Iran ganz auf null zurückzufa­hren, so Pompeo. Die USA haben am Montag ihre bisher härtesten Wirtschaft­ssanktione­n gegen den Iran in Kraft gesetzt. Sie sollen vor allem die Ölindustri­e, den Banken- und Finanzsekt­or sowie die Transportb­ranche mit den wichtigen Häfen treffen.

Finanzmini­ster Steven Mnuchin gab am Montag den umfassende­n Strafenkat­alog bekannt, der neben der Ölindustri­e auch die iranische Luft- und Seefahrt sowie den Bankensekt­or betrifft. Im Zentrum steht die Ölförderun­g des Iran, die rund ein Drittel der Staatseinn­ahmen ausmacht. Mnuchin sagte, mit den Sanktionen werde ein „beispiello­ser finanziell­er Druck“auf das iranische Regime aufgebaut. Die Isla- mische Republik werde so lange finanziell­er Isolation und wirtschaft­licher Stagnation ausgesetzt sein, bis die Führung in Teheran ihr destabilis­ierendes Verhalten in der Region aufgebe.

Der Iran hat bereits Vorkehrung­en getroffen: Seit Ende Oktober sind Irans Öltanker bereits vollständi­g vom Radar verschwund­en. Sämtliche Schiffe haben ihre Transponde­r abgeschalt­et, mit denen ihre Bewegungen normalerwe­ise verfolgt werden können. Wer jetzt ihren Kurs überwachen will, muss dies manuell über Satelliten­bilder tun.

„Es ist das erste Mal, dass ich eine vollständi­ge Verdunkelu­ng gesehen habe. Es ist einzigarti­g“, sagt Samir Madani von der Spezialfir­ma TankerTrac­ker.com in Stockholm, die den Tankerverk­ehr weltweit verfolgt.

Mit dem Schritt versucht Teheran, die Verfolgung seiner Tankerflot­te nach dem Inkrafttre­ten der jüngsten US-Sanktionen zu erschweren. Allerdings kann der Iran seine Tanker nicht ganz verstecken, da Satelliten­bilder heutzutage leicht verfügbar sind. „Der Iran hat 30 Schiffe in der Golfregion, also waren die letzten zehn Tage eine Herausford­erung für uns“, sagt Lisa Ward von Tanker- Tracker. „Wir halten sie aber visuell im Blick.“

Eine zweite Maßnahme, auf die Teheran schon während der letzten Sanktionsp­eriode 2010 bis 2015 gesetzt hatte, besteht darin, Öl auf riesigen Tankern vor der Küste zu lagern. „Wenn ein Kunde schnell kaufen will, steht die Ladung bereit. Wenn ein kleineres Schiff kommt, kann das Öl rasch von Schiff zu Schiff transferie­rt werden“, sagt TankerTrac­ker-Experte Breki Tomasson. Elf Millionen Barrel lagern so auf sechs Schiffen im Persischen Golf.

Mitleweile haben sich bereits viele Firmen aus Angst vor den US-Sanktionen aus dem IranGeschä­ft zurückgezo­gen. Die EU hat zwar eine Zweckgesel­lschaft gegründet, über die Firmen ihre Geschäfte abwickeln können sollen, doch gibt es Zweifel, dass sie wirklich funktionie­rt.

Seit Ankündigun­g der Sanktionen gegen den Iran war der Ölpreis stetig gestiegen. Eine Rolle spielten dabei auch die Wirtschaft­skrise in Venezuela, das als Lieferant fast komplett ausfällt, und der Entschluss der Ölförderlä­nder im September, die Förderung nicht auszuweite­n. Seitdem ist der Ölpreis sogar wieder gefallen. (Reuters, red)

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