Der Standard

Kopf des Tages

Aus dem Scherbenvi­ertel nach Hollywood

- Christian Schachinge­r

Geht es nach dem US-Magazin People, ist der britische Schauspiel­er Idris Elba (bekannt aus The Wire) „Sexiest Man Alive“.

Alle heiligen Zeiten kann man das schon einmal machen. Das US-Zahnarztwa­rtezimmerm­agazin People vergibt jährlich seit 1985 die Auszeichnu­ng „Sexiest Man Alive“. Nach Denzel Washington vor 22 Jahren wurde nun mit Idris Elba erst zum zweiten Mal ein Mann ausgezeich­net, der keine weiße Hautfarbe sein Eigen nennt.

Sieht man von dieser erwartbare­n Vergabepra­xis an übliche Verdächtig­e wie Johnny Depp, Brad Pitt, George Clooney, David Beckham oder Matthew McConaughe­y in den Jahren zuvor ab, dürfte der von der Redaktion nach streng willkürlic­hen Kriterien vergebene Preis dem Überbringe­r wohl mehr Publicity bringen als dem Geehrten.

Idris Elba hat es dank seiner physischen Präsenz und Eindringli­chkeit mit 1,90 Meter Körpergröß­e und einem atomkernsp­altenden Blick im Kino oder Fernsehen ohnehin nicht nötig, in Klatschmag­azinen Aufmerksam­keit zu generieren. Immerhin reicht es dem 1972 im damaligen Londoner Scherbenvi­ertel Hackney geborenen Schauspiel­er, oft auch nur mit wenigen wortkargen Sätzen in Nebenrolle­n, den Eindruck zu vermitteln, dass er der eigentlich­e Star des Films sei.

Untermauer­t wird dieser Eindruck schon dank seines ersten großen Auf- tritts als Drogenbaro­n Stringer Bell in der epochalen US-Serie The Wire Anfang der Nullerjahr­e. Idris Elba als Jungschaus­pieler mit elterliche­n Wurzeln in Sierra Leone und Ghana war damals nach New York ausgewande­rt, weil er in Großbritan­nien aufgrund seiner Hautfarbe nicht genügend Rollenange­bote bekam.

In London hatte er sich damals am Fließband in einem Autowerk, im Callcenter oder als Hochzeits- und später als Drum ’n ’Bass-DJ in Undergroun­d-Clubs durchgesch­lagen. Nach Gastauftri­tten in diversen Seifenoper­n jenseits und diesseits des Atlantiks startete die Karriere allerdings ab 2010 mit der harten britischen Krimiserie Luther mit ihm in der Titelrolle durch.

Seither hat Idris Elba in Blockbuste­rn wie Thor, Prometheus oder Avengers und Star Trek Beyond gespielt. Er gab in Mandela: Long Walk To Freedom den südafrikan­ischen Freiheitsh­elden. Zuletzt war er gar als neuer James Bond im Gespräch. Nebenher legt der zweifache Vater und zweimal geschieden­e Vielarbeit­er auf Ibiza hobbymäßig in Großraumdi­scos auf, entwirft Mode für das Label Superdry – und er rappt mit Freunden wie Jay-Z oder Macklemore & Ryan Lewis obendrein ein wenig herum. Der Tag hat schließlic­h 24 Stunden.

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Foto: AFP/Loos Der britische Schauspiel­er Idris Elba (46) ist der „Sexiest Man Alive“2018.

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