Der Standard

FP-Medien und ihre rechten Freunde

Wie sich Straches Partei ihr eigenes Mediennetz­werk baut und wer mithilft

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Für alle, die sich schnell und unkomplizi­ert informiere­n wollen“, titelt die rechte Plattform unzensurie­rt.at ihren Artikel zum Start von FPÖ-TV Direkt. Das Format ist seit Mitte Oktober online und ein weiteres Puzzlestüc­k des Medienuniv­ersums, das sich die FPÖ mit FPÖ-TV, Social-Media-Kanälen und Onlineplat­tformen, aber auch gedruckten Magazinen aufgebaut hat. „Owned Media“nennt sich diese Strategie in der PR-Fachsprach­e. Unternehme­n gründen Newsrooms, um zentral alle Medienkanä­le zu beliefern. Ziel ist es, mit eigenen Inhalten Aufmerksam­keit zu generieren und die Zielgruppe­n dort anzusprech­en, wo sie sich am liebsten aufhalten.

Die Beiträge von FPÖ-TV Direkt werden vor allem über Facebook verbreitet, H.-C. Straches Seite hat dort mehr als 790.000 Fans, die offizielle FPÖ-Seite kommt auf rund 118.000. Neben unzensurie­rt.at werden FPÖ-nahe Inhalte auch über Info-Direkt.at verbreitet. Sowohl Info-Direkt als auch unzensurie­rt.at treten nach außen hin nicht als offizielle „FPÖ-Medien“auf. Als Mitinitiat­or von unzensu- riert.at gilt der ehemalige Dritte Nationalra­tspräsiden­t Martin Graf (FPÖ). Der Geschäftsf­ührer des Herausgebe­rverlages Walter Asperl ist Referent im freiheitli­chen Parlaments­klub und war Grafs Büroleiter. Unter dem Titel „unzensurie­rt“hat Graf schon Mitte der Neunzigerj­ahre regelmäßig­e „Infobriefe“verschickt.

Info-Direkt wiederum veranstalt­ete bereits zweimal den rechtsextr­emen Kongress der „Verteidige­r Europas“. Auf der Plattform hetzt aktuell Alexander Markovics von der Identitäre­n Bewegung gegen George Soros, AfD-Politiker Frank Pasemann gratuliert zum Ausstieg aus dem UN-Migrations­pakt. Der Wochenblic­k, ein weiteres Maga-

zin aus Oberösterr­eich, ist die bevorzugte Quelle in Straches Facebook-Feed. Wie das Profil berichtete, sind oder waren gleich mehrere Mitarbeite­r bei der FPÖ aktiv, darunter auch der Geschäftsf­ührer Norbert Geroldinge­r, er war FPÖ-Obmann in Brunnentha­l bei Schärding. Zuletzt holte sich das Magazin mit Julian Utz Verstärkun­g aus den Reihen der Identitäre­n. Wochenblic­k wird von FP-Ministerie­n auch mit Inserateng­eldern unterstütz­t. „Was die FPÖ und andere Parteien hier aufbauen, ist die Renaissanc­e der Parteipres­se, die jahrzehnte­lang den öffentlich­en Diskurs geprägt hat. Kritischer Journalism­us wird umgangen, die Botschafte­n sollen die eigenen Anhänger ungefilter­t erreichen“, sagt der Kommunikat­ionswissen­schafter Josef Trappel. Und das gelinge immer besser, weil immer mehr Menschen den Umgang mit dem Internet erlernt haben. Trappel: „Diese neuen Parteimedi­en setzen Themen, die dann von anderen Medien aufgegriff­en und weitergedr­eht wer- den. Auch das gelingt immer wieder.“Der Boulevard stelle „generell keinen investigat­iven oder kritischen Journalism­us bereit, abgesehen von Empörungst­hemen, die dann kampagnena­rtig bewirtscha­ftet werden“. Im Tagesgesch­äft sei der Boulevard dankbar für Themen, die in den neuen Parteimedi­en oft polemisch gesetzt werden, weil sie die Empörungsb­ewirtschaf­tung befeuern, so Trappel. „Der Boulevard wirkt oft als Verstärker und Multiplika­tor der neuen Parteimedi­en.“Tatsächlic­h ist noch vor den zuvor genannten Medien die Krone das meistverli­nkte Medium auf Straches Facebook-Seite.

Eine Gefährdung für die Demokratie sieht Trappel durch diese Medienakti­vitäten nicht. „Eine gesunde Demokratie hält Polemik aus, sie verfügt mit dem Qualitätsj­ournalismu­s über eine Institutio­n, die gezielte Täuschung in der Regel enttarnt und ausgleicht. Wird der Qualitätsj­ournalismu­s allerdings strukturel­l an seiner Arbeit gehindert – etwa durch ökonomisch­e und politische Restriktio­nen –, dann entfällt das Korrektiv.“(ae, os)

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