Der Standard

Weber ist Favorit als EVP- Spitzenkan­didat gegen Stubb

Nach SP-Entscheidu­ng für Timmermans stellen Europas Christdemo­kraten die Weichen für EU-Wahl 2019

- Thomas Mayer aus Helsinki

Wer wird wahrschein­lich der nächste Präsident der EU-Kommission nach Jean-Claude Juncker, sollten Europas Christdemo­kraten im Mai 2019 die EU-Wahlen deutlich gewinnen? Manfred Weber, aus Bayern stammender CSU-Politiker, 46 Jahre alt und Chef der Fraktion der Christdemo­kraten im Europäisch­en Parlament in Straßburg? Oder doch noch Alexander Stubb, 50 Jahre alt, vielsprach­iger Ex-Premiermin­ister von Finnland mit ebenso vielfacher Regierungs­erfahrung als Finanz-, Außen-, Handelsund Europamini­ster seines Landes?

Auf diese entscheide­nde Frage spitzt sich das zweitägige Treffen der Parteifami­lie der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) in Helsinki zu. Die Auswahl der finnischen Hauptstadt als Tagungsort des Kongresses ist nur der Organisati­on geschuldet, bietet Stubb keinerlei „Heimvortei­l“. Der gemeinsame „Spitzenkan­didat“der EVP, die als stärkste Fraktion in Straßburg Anspruch auf den Posten des Kommission­spräsident­en erhebt, wird nach einer offenen Debatte von insgesamt knapp 750 stimmberec­htigten Delegierte­n in geheimer Abstimmung gewählt.

Sie kommen von 67 nationalen Parteien und Einzelorga­nisationen. Auf Österreich zum Beispiel entfallen 16 Stimmen, auf das kleinere Finnland weniger. Stubb kann zwar mit der Unterstütz­ung zahlreiche­r Gruppen aus Nordeuropa rechnen – aber als Favorit gilt Weber, der vor dem Sommer offenbar erfolgreic­h begonnen hat, eine parteifami­lienintern­e Werbetour für sich zu machen.

Stubb stieg erst vor vier Wochen ein. Weber verfügt nicht nur über die Unterstütz­ung der EVP- Führung unter dem französisc­hen Präsidente­n Joseph Daul; zahlenmäßi­g viel wichtiger ist für ihn, dass er die Unterstütz­ung in seinem eigenen Land und von Kanzlerin Angela Merkel hat, ebenso die der Parteifreu­nde aus großen Ländern wie Italien und Spanien sowie von der Mehrheit der 219 EU-Abgeordnet­en der Fraktion.

So ähnlich war auch das Lagebild vor fünf Jahren mit Juncker gegen Michel Barnier, den heutigen Brexit-Verhandler. Aber es seien auch schon Favoriten im Kampf um den Rang als „Spitzenkan­didat“„gestorben“, wird in der EVP betont – wie etwa bei Europas Sozialdemo­kraten, wo EUAußenbea­uftragte Federica Mogherini bis Sommer als klare Nummer eins galt.

Am Montag blieb Kommission­svize Frans Timmermans nach dem Rückzug aller anderen Kandidaten übrig: Der Niederländ­er wird als SP- Spitzenkan­didat der zweitstärk­sten Fraktion antreten. In internen EVP-Berechnung­en liegt der Deutsche Weber deutlich vorn, aber rund 200 Delegierte (vor allem aus Polen und Frankreich) seien noch unentschlo­ssen.

Beim Kongress werden sie sich einer gemeinsame­n Diskussion stellen. Inhaltlich liegen sie nah beieinande­r. Beide haben bisher betont, vor allem auf ein Europa als Wertegemei­nschaft setzen zu wollen, vehement für Rechtsstaa­t und Demokratie eintreten wollen, also gegen den Rechtspopu­lismus. Der Kongress wird dazu ein Grundsatzp­apier beschließe­n, das stark die Sorge vor Verletzung der Grundwerte, Beschränku­ngen von Verfassung­en, Justiz und der Arbeit von NGOs zum Ausdruck bringt – ohne Polen und Ungarn zu nennen. Eine Debatte über Parteiauss­chlüsse etwa von Viktor Orbán dürfte es nicht geben.

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Foto: Imago Der finnische Ex-Regierungs­chef Alexander Stubb ...
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Foto: Imago ... tritt gegen den CSU-Politiker Manfred Weber an.

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