Der Standard

Rechtes Treffen mit Straches Sprecher als Redner

Deutscher Verleger Götz Kubitschek lädt in die Steiermark, Konrad Weiß kommt

- Colette M. Schmidt

Die Generation 1968 und ihre linksintel­lektuellen Proponente­n liegen Rechtsextr­emen offensicht­lich bis heute schwer im Magen. Nach dem rechtsextr­emen Kongress der „Verteidige­r Europas“im oberösterr­eichischen Schloss Aistershei­m, wo sich im März alte und sogenannte neue Rechte schon teilweise an der Hippiebewe­gung abarbeitet­en, ist 1968 nun auch drei Tage lang im steirische­n Semriach Thema. In der idyllische­n Gemeinde unweit von Graz trommelt das Institut für Staatspoli­tik (IfS) zur dritten „Herbstakad­emie“– diesmal zum Thema „1968 und die Folgen“.

Das IfS sieht sich als Plattform für neurechte Bildungsar­beit und wurde vom deutschen Verleger und Aktivisten Götz Kubitschek mitgegründ­et.

AfD nähert sich an

Kubitschek ist – spätestens seit der Teilnahme seines AntaiosVer­lags an der Frankfurte­r Buchmesse 2017, wo es zu Krawallen zwischen Rechtsextr­emen und deren Gegnern kam – eine bekannte Figur der rechtsextr­emen Szene im deutschspr­achigen Raum. Rechte Bücher verlegt er aber schon viel länger. Der 48-Jährige gilt als einer der wichtigste­n Lieferante­n für Theorie und Strategie der Identitäre­n in Deutschlan­d und Österreich. Auch einzelne AfD-Funktionär­e näherten sich Kubitschek nach Jahren der öffentlich­en Distanz zuletzt an – etwa Björn Höcke.

Kubitschek lebt mit seiner Frau der Publizisti­n Ellen Kositza, mit der er sieben Kinder hat und per Sie ist, auf einem ehemaligen Rittergut in Sachsen-Anhalt. Parteiende­mokratie und Parlamenta­rismus sieht Kubitschek eher kritisch. Er ist Anhänger der neurechten Auslegung der sogenannte­n „Metapoliti­k“– nach dem französisc­hen Publiziste­n Alain de Benoist, einem Vordenker der sogenannte­n Nouvelle Droite. Angestrebt wird der Kulturkamp­f von rechts mit traditione­ll linken Mitteln der Provokatio­n, wie sie eben einst die 1968er einsetzten.

Zu den Autoren seines Verlags gehören neben Männern wie dem wegen Volksverhe­tzung verurteilt­en Akif Pirinçci auch einige Österreich­er: etwa der Identitäre­n-Anführer Martin Sellner, der Wiener Publizist Martin Lichtmesz und ein Mann, der sich sein Brot als Pressespre­cher des österreich­ischen FPÖ-Vizekanzle­rs verdient: Konrad Markwart Weiß, ein enger Mitarbeite­r von Heinz-Christian Strache.

Der 41-Jährige war zumindest früher Mitglied der Wiener Burschensc­haft Libertas und in seiner Studienzei­t Spitzenkan­didat für den Ring Freiheitli­cher Studenten bei ÖH-Wahlen.

Die beiden Seiten stopptdier­echten.at und FPÖ Fails haben sich zuletzt mit dem publizisti­schen Werk von Weiß in der von Kubitschek herausgege­benen Zeitschrif­t Sezzession beschäftig­t.

Darin finden sich etwa bei einem im April dieses Jahres veröffentl­ichten Artikel einige bemerkensw­erte Passagen. Weiß schreibt hier davon, dass Österreich­er der „deutschen Ethnie angehören“. Und im Zusammenha­ng mit sogenannte­n „Zugehörigk­eitsempfin­dungen“schreibt er von „der Katastroph­e von 1945“. Von jenem Jahr, in dem Österreich von der nationalso­zialistisc­hen Diktatur befreit wurde, als „Katastroph­e“zu sprechen irritiert. Daher versuchte Weiß mehrmals telefonisc­h zu erreichen und bat ihn auch schriftlic­h um eine Stellungna­hme und Erklärung genau dieser Textpassag­en. Bis zum Redaktions­schluss kam von Straches Pressespre­cher keine Antwort. Sprechen soll er aber am 18. November in Semriach, wo er als einer der Redner der „Herbstakad­emie“gelistet ist. Vielleicht nicht über die deutsche Ethnie, aber über das Thema „Frankreich­s intellektu­elle Rechte nach 1968“.

Konrad M. Weiß ist bei weitem nicht die einzige Verbindung der FPÖ zum Netzwerktr­effen der Rechten. Kubitschek­s Veranstalt­ung wird auch vom Freiheitli­chen Akademiker­verband mitgetrage­n, und wer sich für die Akademie anmelden will, bekommt hierfür die EMail-Adresse des Grazer FPÖ-Gemeindera­ts Heinrich Sickl zugewiesen, Sohn der ehemaligen Sozialmini­sterin Elisabeth Sickl. Auch das Seminarhot­el Trattnerho­f, wo das Treffen, bei dem auch gewandert werden soll, stattfinde­n wird, verweist auf Sickl. Alle Buchungen von Zimmern für die Akademie laufen über ihn.

Sickl, ein in Graz lebender Kärntner und Burschensc­hafter, ist auch – berichtete – der Vermieter der Identitäre­n-Zentrale in Graz.

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F.: Imago / Sven Simon Verleger und Netzwerker Götz Kubitschek.

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