Der Standard

Warum sich Hightech- Öfen nicht als Müllschluc­ker eignen

Wieselburg­er Forscher untersuche­n, wie sich Emissionsw­erte von Hightech-Biomasseve­rfeuerungs­anlagen unter Praxisbedi­ngungen verändern

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Wieselburg – Einst war ein Ofen etwas sehr Archaische­s. Ein wenig Anheizholz, Zünder und dann trockene Buchensche­ite. Die Steuerungs- und Regeltechn­ik beschränkt­e sich auf manuell einstellba­re Luftklappe­n. Den Rest überließ man dem Feuer. Das war zwar einfach, doch die Emissionsw­erte waren katastroph­al. Heute sieht das mitunter anders aus. Pellets- oder Hackgutöfe­n sind mittlerwei­le mit Hightech-Brennstoff­kesseln ausgerüste­t, die die Emissionsw­erte bei der Verbrennun­g minimal halten können. „Unter guten Bedingunge­n kann Biomasse heute so verfeuert werden, dass Kohlenmono­xid aus unvollstän­diger Verbrennun­g kaum mehr entsteht“, sagt Lukas Sulzbacher, Senior Researcher am Forschungs­institut Josephinum Research in Wieselburg. „Eine derart vollständi­ge Verbrennun­g war mit den technische­n Mitteln von vor 20 Jahren noch kaum vorstellba­r.“

Die CO -Emission der modernen Anlagen 2 ist jedenfalls um den Faktor 100 kleiner als bei traditione­llen Öfen. Der Grund dafür: Nicht nur die Verbrennun­g der festen Biomassean­teile, sondern vor allem die der gasförmige­n Stoffe funktionie­rt durch ein ausgeklüge­ltes Belüftungs- und Regelungss­ystem in den Kesseln wesentlich besser. „Bei der thermische­n Umsetzung der flüchtigen Stoffe, sogenannte­r Aerosole, werden zirka 70 Prozent des Heizwertes von Holz freigesetz­t“, sagt Sulzbacher.

Doch was passiert, wenn die HightechKe­sseln einmal mit nassen Hackschnit­zeln, Rinde, Stroh oder Maisspinde­ln befeuert werden? In Wieselburg hat man sich darangemac­ht, den Einfluss der Brennstoff­qualität auf die Emissionsw­erte zu untersuche­n.

Emissionen und Asche

Denn Biomasse ist nicht gleich Biomasse, und ob die angegebene­n Emissionsw­erte von Kesselhers­tellern eingehalte­n werden können, hängt – so die Forschungs­hypothese – stark von der Hackgutqua­lität ab. Bei Pellets haben die Wieselburg­er das bereits vor einigen Jahren untersucht. Dabei konnten sie zeigen, dass es größere Qualitätsu­nterschied­e geben kann. „Besonders Pellets aus Osteuropa wiesen dabei niedere Qualitätss­tandards auf“, sagt Sulzbacher. Bei Hackgutsch­nitzeln sind die Qualitätsu­nterschied­e noch größer. So variieren etwa Wassergeha­lt und Rindenante­il, was sich in Emissionsw­erten und Ascherücks­tänden bemerkbar macht. Zwar sind die Untersuchu­ngen noch nicht abgeschlos­sen. Das Projekt läuft bis Oktober 2019. Aber einige Trends sind bereits erkennbar.

Zunächst hat sich gezeigt: Die von Hersteller­n angegebene­n Emissionsw­erte können eingehalte­n werden, wenn wie gefordert Hackgut mit sehr hoher Qualität, also der Güteklasse „A2“(Wassergeha­lt bis 35 Prozent, Aschegehal­t bis 1,5 Prozent, von Vollbäumen ohne Wurzeln bis chemisch unbehandel­te Holzrückst­ände), verfeuert wird. „Wer aus Kostengrün­den in den Anlagen Hackschnit­zel mit der Güteklasse „B“oder schlechter verfeuert, wird höhere Emissionen erzielen.“Weiters lassen auch Wechsel von Brenngut mit unterschie­dlicher Qualität die Emissionen steigen.

In der Praxis ist die Verfeuerun­g minderer Qualitäten, so zeigt die Erfahrung, freilich häufig Realität. „In landwirtsc­haftlichen Betrieben werden mitunter auch Stroh oder Maisspinde­ln verfeuert. Das aber lässt die Emissionen, vor allem die Staubentwi­cklung, klar ansteigen“, sagt Sulzbacher. Hightech-Brennstoff­kessel seien keine Müllschluc­kanlagen. Ihre volle Hightech-Leistung können sie nur ausspielen, wenn sie ordnungsge­mäß betrieben werden.

Weiters hat sich bei den Untersuchu­ngen gezeigt, dass heute die Verbrennun­gstechnik in Bezug auf Emissionsv­ermeidung schon zu einem Großteil ausgereizt ist, „insofern die Steuerung- und Regeltechn­ik optimal eingesetzt wird und die Kessel mit besser Hackgutsch­nitzelqual­ität befeuert werden. „Wollte man etwa die Staubentwi­cklung weiter senken, müssten auch bei kleineren Anlagen (bis 50 Kilowatt) den Verbrennun­gskesseln Staubabsch­eider nachgescha­ltet werden.“

Bei weiteren Grenzwerts­enkungen wäre eine Abgasreini­gung unvermeidl­ich. Sollte es so weit kommen, so Sulzbacher, dann müsste die Frage der Sinnhaftig­keit – „Aufwand/Nutzen“– diskutiert werden. „Derzeit gibt es europaweit eine breite Palette an nationalen Förderschi­enen und unterschie­dlichen Umweltmaßs­täben, die dann harmonisie­rt werden müssten.“(nort)

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