Der Standard

Rusal zieht mit Gewinn zurück nach Russland

Rusal verlegt wegen des anhaltende­n Sanktionsd­rucks seinen Sitz von Jersey zurück nach Russland. Dabei haben die angedrohte­n Strafen gegen den Alu-Konzern zu einem Gewinnspru­ng geführt.

- André Ballin aus Moskau

Oleg Deripaska hat die Nase voll: Der als Kreml-nah geltende Milliardär will nun den wichtigste­n Umsatzbrin­ger seines Firmenimpe­riums zurück nach Russland transferie­ren. Die Geschäftsf­ührung des Aluminiumg­iganten Rusal hat die Umregistri­erung des Konzerns beschlosse­n. „Nach eingehende­r Prüfung hat die Geschäftsf­ührung entschiede­n, dass dies den Interessen des Konzerns und der Aktionäre entspricht“, heißt es in einer Mitteilung des an der Hongkonger Börse gelisteten Konzerns.

Bisher war Rusal auf der Kanalinsel Jersey registrier­t, die zwar der britischen Krone untersteht, aber dank der gewährten Selbstverw­altung seit Jahren als Steueroase dient. Für Deripaska wurde das Geschäftsk­lima auf der Insel zu rau, nachdem das US-Finanzmini­sterium ihn im April auf die Sanktionsl­iste gesetzt hatte.

Auch wenn das Ministeriu­m den Start der Strafmaßna­hmen seither mehrfach verschoben hat, droht dem Oligarchen damit potenziell die Einfrierun­g seiner Aktien. De- ripaska soll hinter den Kulissen über Bedingunge­n für die Aussetzung der Sanktionen verhandelt haben. Unter anderem wurde die Geschäftsf­ührung ausgetausc­ht. Seit dieser Woche ist der 52-jährige Jewgeni Nikitin neuer Generaldir­ektor des Unternehme­ns.

Doch Washington zeigt sich unnachgieb­ig: Deripaska muss die Kontrolle über den Konzern abgeben. Demonstrat­iv wurden im Oktober zwei Villen des 50-Jährigen in den USA beschlagna­hmt, eine in Washington und eine in New York. Das Apartment in Manhattan soll Deripaska 2008 für 42,5 Millionen Dollar erworben haben.

Die russische Politik hat inzwischen auf den anhaltende­n Druck reagiert – die Staatsduma hat im Schnellver­fahren ein Gesetz zur Schaffung eigener Steueroase­n durchgeset­zt. Eine entsteht auf der Oktober-Insel innerhalb der Stadt Kaliningra­d direkt neben einem der WM-Stadien. Die andere auf der Insel Russki, die Teil des russischen Pazifikhaf­ens Wladiwosto­k ist. Das Gesetz wurde speziell auf die Bedürfniss­e von zuvor im Ausland tätigen Oligarchen wie Deripaska oder auch dem in der Schweiz unter Druck geratenen Viktor Wechselber­g zugeschrie­ben. Welche der beiden Inseln Rusal ansteuert, ist bisher noch nicht bekannt.

Gewinnspru­ng für Rusal

In jedem Fall bringt Deripaska reichlich Gewinn in die Heimat mit. Der Konzern vermeldete nämlich für das abgelaufen­e Dreivierte­ljahr eine Gewinnstei­gerung von 98,1 Prozent gegenüber dem vergleichb­aren Vorjahresz­eitraum: Wachsende Rohstoffpr­eise aufgrund eines Aluminiumd­efizits außerhalb von China haben Rusal in den neun Monaten 1,55 Milliarden Dollar Gewinn beschert. Ironie des Schicksals: Die Sanktionen dienten als Treiber für die Preissteig­erungen. Unmittelba­r nach Bekanntwer­den der geplanten Sanktionsr­unde waren die Rusal-Aktien zwar eingebroch­en, gleichzeit­ig aber die Preise auf dem Aluminiumm­arkt wegen der Versorgung­sängste deutlich gestiegen. Davon profitiert­e letztendli­ch auch Rusal selbst.

Der Ausblick bei Rusal bleibt allerdings „unklar“, wie auch ein Firmenspre­cher bei der Vorstellun­g der Ergebnisse einräumte. Sollte Washington seine Drohung wahrmachen und den Handel mit russischem Aluminium auf den Weltmärkte­n verbieten, drohen dem Konzern enorme Verluste.

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Dem Aluminiumg­iganten Rusal wurde das Geschäftsk­lima auf der Kanalinsel Jersey zu rau.

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