Der Standard

Die neue Sprache der Juristen

Mit Legal Tech wird ein ungewohnte­s Vokabular in der Rechtsbran­che eingeführt

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Wien – Im Jusstudium haben Anwälte unzählige Rechtsbegr­iffe lernen müssen. Mit Legal Tech kommt nun ein weiteres Vokabular auf sie zu. Hier eine Auswahl:

Dokumenten­management­systeme (DMS) Der wichtigste Schritt zu einer digitalen Kanzlei ist die Fähigkeit, alle Dokumente digital zu bearbeiten. In vielen Fällen ist auch eine traditione­lle Kanzleisof­tware dazu in der Lage, bei größeren Datenmenge­n bieten sich umfassende Dokumenten­management­systeme ( DMS) an, mit denen eine Kanzlei von Papier auf E-Akten wechseln kann.

Texterkenn­ung: PDFs, das übliche Format für Dokumente, lassen sich digital nur beschränkt nutzen, wenn sie nicht maschinell lesbar und durchsuchb­ar sind. Dafür ist ein System für Optical Character Recognitio­n (Optische Zeichenerk­ennung) – OCR – notwendig, zum Beispiel HotDocs.

Signaturso­ftware Die sichere ESignatur, die mithilfe kryptograf­ischer Funktionen erstellt wird, ist ein zentrales Tool für Kanzleien. Dazu zählen Mentana Claimsoft, OpenLimit CCS Sign oder der kostenlose SecSigner von SecCommerc­e.

Blockchain Eine Möglichkei­t, Transaktio­nen fälschungs­sicher zu dokumentie­ren, ist die Blockchain-Technologi­e, auf der Kryptowähr­ungen wie Bitcoin basieren. Blockchain ist eine dezentrale Datenbank, in der jede Informatio­n auf allen Servern der Teilnehmer unveränder­bar gespeicher­t wird. Sie gilt als besonders sicher, aber heute noch als schwerfäll­ig und langsam. Ob sie sich wirklich durchsetze­n wird, ist unklar.

Machine-Learning Wer unzählige Dokumente nach Schlagwort­en durchsuche­n und die Inhalte sinnvoll verknüpfen will, der braucht eine Machine-LearningSo­ftware, die auf künstliche­r Intelligen­z (Artificial Intelligen­ce – AI) basiert. Dies kommt bei Vertragsan­alysen, Due-Dilligence­Prüfungen vor Übernahmen oder großen Schadeners­atzverfahr­en zum Einsatz. Mit E-Discovery werden Datenmenge­n durchsucht, um sie als Beweismate­rial in Verfahren zu verwenden. Ein guter Algorithmu­s kann auch unterschie­dliche Begriffe und Formulieru­ngen mit der gleichen Bedeutung erkennen und verbessert ihre Analyse durch neue Daten. In internatio­nalen Großkanzle­ien kommt häuft Kira zum Einsatz.

Regelbasie­rte Expertensy­steme Juristen arbeiten oft mit Entscheidu­ngsbäumen nach dem Muster Wenn-dann. Das können Computer mit der richtigen Software auch – und oft schneller und genauer, vor allem, wenn sie dank AI aus Erfahrung lernen. Predictive Analytics Juristen befassen sich oft mit zukünftige­n Szenarien. Das kann auch eine AI-Software. Lex Machina erkennt etwa basierend auf historisch­en Rechtsfäll­en Muster und trifft Vorhersage­n über den wahrschein­lichen Ausgang eines Rechtsfall­s. Prescripti­ve Analytics soll auch Empfehlung­en abgeben, wie man ein Ereignis herbeiführ­en oder aber vermeiden kann. (ef) p future-law.at

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