Der Standard

SPÖ droht Regierung mit Gewerkscha­ft

Rendi-Wagner will Arbeitszei­tgesetz neu verhandeln und beantragt Sondersitz­ung

- Michael Völker

Das Gesetz funktionie­rt nicht“, sagt SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner. Sie fordert die Regierung „dringend“auf, eine Neuregelun­g des Arbeitszei­tgesetzes anzugehen und in den Dialog zu treten – mit den Opposition­sparteien, den Sozialpart­nern und den Experten. Die SPÖ reiche der Regierung jedenfalls die Hand. Und erhöht erst einmal den Druck: Am Mittwoch brachte sie im Nationalra­t einen Antrag auf eine Sondersitz­ung ein, die nächste Woche stattfinde­n soll.

Es sei der dringende Appell, die Regelung für den Zwölfstund­entag und die 60-Stunden-Woche neu zu verhandeln, eine bloße Reparatur des Gesetzes werde nicht ausreichen. Die bisherige Praxis habe gezeigt, dass sich die Arbeitsbed­ingungen der Menschen verschlech­tern würden, dass es zu Lohneinbuß­en komme und es de facto keine Freiwillig­keit gebe.

Mehrere Fälle seien bereits dokumentie­rt, die gekündigte Hilfsköchi­n aus Wien wurde ohnedies schon in den Medien herumgerei­cht, auch in Salzburg und Tirol gebe es konkrete Fälle, in denen Arbeitnehm­er mit Dienstvert­rägen gegen ihren Willen zu einem Zwölfstund­entag verpflicht­et werden sollten. Rendi-Wagner: „Das ist bloß die Spitze des Eisbergs.“

Sollte die Regierung zu keinem Einlenken bereit sein? „Die Gewerkscha­ft wird das Anliegen in den laufenden Lohnverhan­dlungen zur Sprache bringen“, sagt die SPÖ-Chefin. Beppo Muchitsch, Sozialspre­cher der Partei und Gewerkscha­fter, springt ihr bei: „Wir werden nicht ruhen, bis es ein Arbeitszei­tgesetz gibt, das fair ist“, sagt er. Dieses Gesetz werde die Regierung verfolgen, bis es repariert ist. Und wenn die Regierung glaube, das werde sich schon beruhigen: „Nichts wird sich beruhigen!“, setzt Muchitsch nach.

Täglich ein Einzelfall

Die Bedenken gegen das Gesetz, das ohne Einbindung der Sozialpart­ner, ohne Begutachtu­ng und ohne Befassung im Parlaments­ausschuss durchgedrü­ckt worden sei, hätten sich bewahrheit­et. „Täglich grüßt der Einzelfall“, sagt Muchitsch. Er weiß von Betrieben, in denen den Arbeitnehm­ern ein neuer Gleitzeitv­ertrag ohne Zuschläge für die elfte und zwölf- te Stunde vorgelegt worden sei. Es komme real zu Einkommens­verlusten, die Leute müssten mehr arbeiten, bekämen dafür keine Freizeit – und von der groß proklamier­ten Freiwillig­keit sei keine Rede.

SPÖ und Gewerkscha­ften seien bereit, das Gesetz von Grund auf neu zu verhandeln. Die sechste Urlaubswoc­he, an der eine Einigung 2017 gescheiter­t war, sei diesmal keine ultimative Forderung mehr. Man sei an einem modernen und flexiblen Gesetz interessie­rt, von dem alle Seiten etwas hätten, beteuert Muchitsch.

Die zuständige Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) sieht allerdings keinerlei Notwendigk­eit, die gesetzlich­en Regelungen zu verändern oder zu verschärfe­n. Verstöße von Arbeitgebe­rn gegen die Freiwillig­keit des Zwölfstund­entages will sie von den Arbeitsins­pektoraten überprüfen lassen, dazu werde es einen eigenen Erlass geben.

„Schwarze Schafe sind streng zu bestrafen“, betonte die Ministerin, der Strafrahme­n sei höchstmögl­ich auszunütze­n. Das Gesetz nachbesser­n müsse man nicht.

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SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner will der Regierung die Hand reichen und ihr gleichzeit­ig Druck machen.

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