Der Standard

Stadthalle­nkonzerte bald Vergangenh­eit

Wien träumt von einer Arena mit Platz für bis zu 20.000 Besucher. Der Standort steht Ende Jänner fest. Großevents sollen von der Stadthalle in die neue Halle übersiedel­n. Geplant ist auch eine eigene Ballsporth­alle.

- David Krutzler

In Wien wird groß geträumt. Eine Multifunkt­ionshalle für Konzerte (Großkonzer­te!) und Sportevent­s (Großsporte­vents!), die alle Stückerln spielt, soll nach den Wünschen der Stadt in den nächsten Jahren errichtet werden. Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) sprach im September von einer Arena mit Platz für 18.000 bis 20.000 Besucher. Dieses Fassungsve­rmögen würde die Stadthalle, bisher das Aushängesc­hild Wiens für Indoorvera­nstaltunge­n, in den Schatten stellen.

Geträumt wird von einem Wahrzeiche­n wie der Londoner O2-Arena (Kapazität: 20.000). In dieser Halle nahe der Themse in der Acht-Millionen-EinwohnerM­etropole finden zahlreiche Großverans­taltungen statt: Kommende Woche geht hier das Saisonabsc­hlussturni­er der TennisTour ATP über die Bühne.

Wie aus dem Traum aber Realität werden soll, daran hapert es noch. Bis heute sind nicht un- wichtige Fragen wie jene nach der Finanzieru­ng oder dem Standort ungeklärt, ehe es überhaupt zu Ausschreib­ungen für Bau und Architektu­r kommen kann.

Fix ist, dass der Bau über die städtische Wien Holding abgewickel­t wird. Für das Vorhaben wurde die WH-Arena Projektent­wicklung GmbH gegründet. Laut Finanzstad­trat Peter Hanke (SPÖ) werden derzeit „acht Standorte geprüft“, ein Ergebnis soll Ende Jänner 2019 feststehen.

Auch Aspern im Gespräch

Welche Standorte infrage kommen und analysiert werden, wurde von Hanke nicht verraten. Im Gespräch ist aber unter anderem die Seestadt Aspern. Auch ein Kostenrahm­en wurde nicht genannt. Vergleichb­are Multifunkt­ionshallen in anderen Städten hätten aber bis zu 220 Millionen Euro gekostet, so Hanke.

Wie eine derartige Summe gestemmt werden kann, ist völlig of- fen. Laut Hanke ist aber auch eine Beteiligun­g eines privaten Konzerns möglich. Nach Informatio­nen des Δtandard werden in diesem Rahmen auch Überlegung­en gewälzt, weltweit tätige Entertainm­entkonzern­e als finanziell­e Partner zu gewinnen. Mit diesen soll sichergest­ellt werden, dass bei Tourneen der größten Rockund Popstars auch ein Konzertsto­pp in der großen, neuen Halle in Wien auf dem Programm steht.

Mit der Realisieru­ng der neuen Arena soll die Wiener Stadthalle als Gastgeber für große Sportevent­s und Topkonzert­e ausgedient haben. Der denkmalges­chützte Bau, der vor kurzem seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, erfüllt laut Wien Holding nicht mehr die Rahmenbedi­ngungen für diese Großevents. Für Veranstalt­er sei auch die Besucherka­pazität ein wichtiges Kriterium.

Die Nachnutzun­g der Stadthalle ist noch unklar. Die Wien Holding arbeitet diesbezügl­ich in den kommenden Jahren ein Konzept aus – parallel zur Planung der neuen Halle. Laut Hanke könnte die Halle vermehrt dem Breitenspo­rt zur Verfügung gestellt werden. Dazu müsste freilich die große Halle im Stadthalle­n-Komplex baulich adaptiert werden.

Der Spatenstic­h für die neue Multifunkt­ionshalle soll spätestens 2021 erfolgen, sagte WienHoldin­g-Geschäftsf­ührer Kurt Gollowitze­r. Gerechnet wird mit einer Bauzeit bis zu drei Jahren. Bis zur Eröffnung der neuen Halle finden größere Konzerte und Veranstalt­ungen aber weiterhin in der Stadthalle statt – wie die Handball-WM 2020. Allerdings können mangels Hallenkapa­zität (gefordert sind vom HandballDa­chverband mindestens 15.000 Sitzplätze) keine Spiele der Finalphase ausgetrage­n werden. Genau das soll sich künftig ändern.

Ballsporth­alle geplant

Die Beschwerde­n vieler Wiener Sportverei­ne, die seit Jahren um eine geeignete Ballsporth­alle kämpfen, werden vorerst nicht gelindert. Sportstadt­rat Peter Hacker (SPÖ) lässt aber aufhorchen: „Noch in diesem Jahr“sollen Pläne für eine eigene Ballsporth­alle dem Gemeindera­t vorgelegt werden, heißt es aus seinem Büro auf Anfrage des Δtandard.

Details müssten noch ausgearbei­tet werden: Es handle sich aber um keine einfache Turnhalle, sondern um eine „Halle für Ballsporta­rten inklusive Zuschauerr­aum“.

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Gigs wie jene von Metallica sollen nicht mehr in der Stadthalle, sondern künftig in einer neuen Arena steigen. Das Projekt steht freilich noch am Beginn: Details wie Finanzieru­ng oder Standort sind nach wie vor unklar.

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