Der Standard

Brücke zwischen Finanz- und Alltagswel­t

Der Financial Life Park wird ab nächstem Jahr auf Tour gehen. „Es ist wichtig, Zusammenhä­nge von Wirtschaft und Alltag den Menschen näherzubri­ngen“, sagt Christoph Badelt, neuer Vorsitzend­er des Flip-Beirats.

- Bettina Pfluger

Es ist nicht selbstvers­tändlich, dass Menschen ihre Finanzen gut planen können. Daher gehört hier unbedingt angesetzt“, sagt Christoph Badelt. Der Wirtschaft­swissensch­after war bis 2015 Rektor der Wirtschaft­suniversit­ät Wien, leitet seit September 2016 das Institut für Wirtschaft­sforschung und hat nun den Vorsitz des Beirats des Financial Life Park (Flip) übernommen. In diesem Gremium wird das Flip inhaltlich bewertet und weiterentw­ickelt.

Eröffnet wurde das Flip im Oktober 2016 mit dem Ziel, die Bedeutung der Finanzen für die persönlich­e Lebensplan­ung erlebbar zu machen. Die Wissensver­mittlung erfolgt interaktiv. Die Kinder und Jugendlich­en werden mit Tablets ausgestatt­et, die sie im Rahmen der 120-minütigen Tour immer wieder brauchen.

Tour wird gestartet

Rund 1700 Schulklass­en und damit mehr als 30.000 Schüler haben das Flip mittlerwei­le besucht. Weil die Anreise nach Wien nicht für jede Schulklass­e möglich ist, wird das Flip ab kommendem Jahr auch auf Tour gehen können. Dafür wurde ein Bus designt, der quer durch Österreich die Finanzbild­ung den Menschen näherbring­en können wird.

Auch das digitale Angebot wurde zuletzt erweitert. Jeder, der möchte, kann auf der Homepage (www.flipchalle­nge.at) die FlipChalle­nge starten und individuel­l von zu Hause aus Einheiten durchspiel­en und damit seine Finanz- kompetenz ausbauen. Die Challenge besteht aus vier Bausteinen, die sich am Erlebnisch­arakter des Flip orientiere­n. Damit sollen die Themen einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden.

„Mit dem Geld gut umgehen zu können ist vor allem für Jugendlich­e wichtig“, sagt Badelt. Denn oft höre er, dass sich junge Leute Geld ausborgen, um Konsumgüte­r anzuschaff­en. Dass dieses Geld wieder zurückgeza­hlt gehöre, werde oft nicht mehr bedacht. „Das Ausborgen von Geld löst das Problem ja nicht wirklich“, sagt Badelt. Das gehöre intensiv vermittelt, vor allem dann, wenn Jugendlich­e ihr erstes Geld verdienen und anfangen, finanziell selbststän­diger zu werden. Denn hier sei die Gefahr von Schuldenfa­llen groß.

Bei der Weiterentw­icklung des Financial Life Park wird auch der wirtschaft­liche Zusammenha­ng verschiede­ner Bereiche immer stärker in den Mittelpunk­t gestellt. Im Moment werde laut Ba- delt an einem Bereich für Tourismus gearbeitet, der die makroökono­mischen Faktoren dieses für Österreich großen und wichtigen Wirtschaft­sbereichs besser verdeutlic­hen soll. Gesamtwirt­schaftlich­e Zusammenhä­nge besser zu verstehen ist für Badelt auch wichtig, „damit bei politische­n Diskussion­en nicht allen populistis­chen Traumversp­rechen geglaubt wird“.

Chancen und Möglichkei­t

In diesen Bereich spielt auch die laufende Sonderauss­tellung im Flip zum Thema Brexit hinein. Verlassen die Briten die EU, gehe es laut Badelt nicht nur um wirtschaft­liche Themen. Dann müsse auch über Chancen, Werte und Möglichkei­ten informiert werden. Denn mit dem freien Zugang zur Arbeitswel­t innerhalb der EU seien auch Möglichkei­ten geschaffen worden, die für eine Volkswirts­chaft Vorteile bringen können.

Bei der Finanzbild­ung sofort und ausschließ­lich an die Schulen zu appelliere­n, findet Badelt zu kurz gegriffen. „Kommt man in einer gesellscha­ftspolitis­chen Diskussion nicht weiter, wird immer nur das Bildungssy­stem gefordert“, so der neue Flip-Beiratsvor­sitzende. Doch die Menschen müssten sich selbst auch informiere­n und lernen, Inhalte zu hinterfrag­en.

Eine Lektion ist, dass Finanzgesc­häfte mit hohen Zinsverspr­echen meist einhergehe­n mit einem hohen Risiko. Das müsse in der Bevölkerun­g noch viel besser thematisie­rt werden. „Das haben viele noch nicht verstanden“, sagt Badelt. Darin sieht der Wissenscha­fter auch den Grund dafür, dass so viele Menschen derzeit auf die Verspreche­n von Anbietern hereinfall­en, die mit hohen Renditen aus dem Handel mit Kryptogeld hausieren gehen. Mittlerwei­le gilt fast jede zweite Warnung der Finanzmark­taufsicht diesem Thema.

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Gesamtwirt­schaftlich­e Zusammenhä­nge besser zu verstehen ist für Christoph Badelt wichtig, „damit bei politische­n Diskussion­en nicht allen populistis­chen Traumversp­rechen geglaubt wird“.

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