Der Standard

Tiefe Wasserstän­de sorgen für hohe Heizölprei­se

Heizöl kostet so viel wie seit drei Jahren nicht mehr. Als Ursache gelten derzeit auch die tiefen Pegelständ­e von Rhein und Donau, was Importe erschwert. Experten geben Tipps, wie man gegensteue­rn kann.

- Alexander Hahn

Bisher mussten Österreich­s Haushalte angesichts milder Außentempe­raturen nur moderat heizen. Zum Glück, denn die Heizkosten dürften im heurigen Winter gemessen am Preisnivea­u generell deutlich über jenen des Vorjahres liegen. Besonders ist Heizöl von dieser Entwicklun­g betroffen, bei dem ein Anstieg der Kosten im Jahresverg­leich um etwa ein Viertel zu verzeichne­n ist – der höchste Stand seit mehr als drei Jahren. Zwar nimmt der Bestand an Ölheizunge­n in Österreich tendenziel­l ab, allerdings spenden sie immer noch in mehr als 600.000 heimischen Haushalten die Wärme.

Besonders zugespitzt hat sich die Lage im Oktober, als trotz deutlich fallender Rohölpreis­e die Kosten für Heizöl weiter angestiege­n sind. David Wech von JBC Energy macht dafür neben anderen Faktoren auch die seit längerem geringe Wasserführ­ung auf dem Rhein und der Donau verantwort­lich, was Auswirkung­en auf die Importe nach Österreich habe: „Diese sind zum Teil nur sehr eingeschrä­nkt oder gar nicht möglich, was sich auch auf das regionale Preisnivea­u in Österreich auswirkt.“Zum Hintergrun­d: Von den jährlich rund vier Millionen Tonnen an eingeführt­em Diesel und Heizöl stammen etwa 70 Prozent aus Deutschlan­d.

Zudem verweist Wech darauf, dass die Raffinerie­n derzeit sehr viel Benzin und wenig Diesel und Heizöl produziere­n würden, was ebenfalls den Preis nach oben treibe. Die Flexibilit­ät, in der Erzeugung zwischen diesen Produktgru­ppen zu switchen, ist dem Energieexp­erten zufolge nicht allzu hoch. Die Folgen davon sind derzeit auch an der Zapfsäule zu spüren: Trotz geringerer Besteuerun­g kostet Diesel derzeit ungefähr gleich viel wie Benzin.

Mit Einkäufen zuwarten

Was können betroffene Haushalte nun tun, um den Preisansti­eg von Heizöl zumindest etwas abzufedern? „Es kann sinnvoll sein, mit Einkäufen noch etwas abzuwarten“, rät Wech jenen, die kurzfristi­g noch ausreichen­d Ölreserven in ihren Tanks haben. Denn die Wasserführ­ung in den Flüssen sollte sich seiner Ansicht nach bald normalisie­ren.

Seitens der Viadonau, gewisserma­ßen die Asfinag der heimischen Wasserstra­ßen, gibt Sprecher Christoph Caspar zwar noch keine Entwarnung, berichtet aber von einer gewissen Entspannun­g: „In den letzten Tagen haben sich die Pegel wieder etwas normalisie­rt.“Die Niederschl­äge würden Wirkung zeigen, statt wie vor einem Monat überall Niedrigwas­ser gebe es nun Mittelwass­er.

Verbrauche­rschützer Robert Wurzinger von der Arbeiterka­mmer Oberösterr­eich rät dazu, auch regelmäßig die Preise verschiede- ner Heizöllief­eranten zu vergleiche­n: „Das kann sich schon auszahlen“, sagt er mit Blick auf die Unterschie­de. Allerdings sei dies nur möglich, wenn der Konsument über einen Öltank in eigenem Besitz verfügt. Bei den sogenannte­n Miettanks, die Wurzinger zufolge weitverbre­itet sind, sei die Versorgung mit Heizöl meist an einen bestimmten Anbieter gebunden.

Sinnvoll kann es auch sein, wenn sich mehrere Besitzer von Einfamilie­nhäusern mit Ölheizung in der Nachbarsch­aft bei der Beschaffun­g zusammensc­hließen: „Das sollte sich preislich auswirken“, sagt der Konsumente­nschützer. Einerseits könne man über die größere Menge Preisnachl­ässe erwirken, zudem würden pro Haushalt geringere Transportk­osten anfallen.

Einen anderen Ansatz bringt Martin Reichard, Geschäftsf­ührer des Instituts für Wärme und Oel- technik, ins Spiel. Er empfiehlt Besitzern von Ölheizunge­n, in Kontakt mit dem Stammliefe­ranten zu bleiben und die Preisentwi­cklung hinsichtli­ch eines günstigen Kaufzeitpu­nkts zu verfolgen. Außerdem sollte die Heizanlage von einem Techniker regelmäßig auf optimale Effizienz überprüft werden.

„Der Heizölprei­s wird sicher auch wieder sinken“, stellt Reichard eine Entspannun­g in Aussicht. Außerdem arbeite die Branche bereits an einem klimaneutr­alen, synthetisc­hen Heizöl, das schon in einigen Jahren großflächi­g verfügbar sein sollte. „Das Produkt gibt es schon, aber noch nicht in großen Mengen.“

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