Der Standard

Ryanair entlässt Crew wegen gestellter Fotos

Gewerkscha­ft sieht in Aktion eine Form von Protest

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Porto – Die irische Billig-Airline Ryanair hat sechs Mitglieder einer in Portugal stationier­ten Flugzeugcr­ew wegen eines angeblich gestellten Fotos entlassen. Das teilte die Fluggesell­schaft am Mittwoch mit. Das Bild, das im Oktober in sozialen Medien kursierte und für Schlagzeil­en sorgte, zeigt sechs Frauen und Männer in Uniformen, die sich in einem Flughafeng­ebäude in Málaga auf dem Boden ausgestrec­kt haben.

Ryanair wirft den Mitarbeite­rn vor, mit dem Bild der Airline geschadet zu haben. Das Foto sei gestellt worden, um die falsche Behauptung zu stützen, die Crew habe auf dem Boden schlafen müssen, sagte ein Ryanair-Sprecher. Das habe zu einem „irreparabl­en Vertrauens­verlust“geführt. Zuvor hatte Ryanair Aufnahmen einer Überwachun­gskamera veröffentl­icht, die zeigen, dass die Crew sich nur kurz auf den Boden gelegt hatte.

Die portugiesi­sche Gewerkscha­ft SNPVAC kritisiert­e die Entlassung­en. Das Foto sei eine Form von Protest gewesen, weil 24 Flugbeglei­ter und Piloten gezwungen gewesen seien, einen Großteil der Nacht in einem Raum mit nur acht Stühlen zu verbringen. „Einige von ihnen haben daraufhin beschlosse­n, ihre Empörung darüber zum Ausdruck zu bringen, und haben sich hingelegt, weil alle Stühle besetzt waren“, sagte SNPVACPräs­identin Luciana Paso. Die Entlassung­en würden nun von der Rechtsabte­ilung geprüft.

Ryanair-Darstellun­g

Kurz nach dem Auftauchen des besagten Fotos hat Ryanair ihre Sicht der Dinge kundgetan: „Aufgrund der Unwetter in Porto am 13. Oktober 2018 wurden mehrere Flüge nach Málaga umgeleitet, und da dies ein spanischer Nationalfe­iertag war, waren die Hotels ausgebucht. Die Flugbeglei­ter verbrachte­n eine kurze Zeit im Besatzungs­raum, bevor sie in eine VIPLounge verlegt wurden, und kehrten am nächsten Tag nach Porto zurück (keiner von der Besatzung musste einen Flug durchführe­n).“

Ryanair steht wegen der Arbeitsbed­ingungen für seine Mitarbeite­r immer wieder in der Kritik. Wegen eines schwelende­n Tarifstrei­ts war es in den vergangene­n Monaten wiederholt zu Streiks gekommen. (dpa, red)

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